: „Ich muss in keine Rolle schlüpfen“
Cornelia Pieper, die neue Generalsekretärin der FDP, über das Wahlziel der Freidemokraten von 18 Prozent, die Debatte zwischen Guido Westerwelle und Jürgen Möllemann und über ihre neue Aufgabe
taz: Frau Pieper, ein Parteitag, der ohne Aussprache dem Wunsch des Vorsitzenden folgt – erinnert Sie das nicht an andere Zeiten?
Cornelia Pieper: Es war der einhellige Wunsch des Parteitages, dass keine Aussprache mehr stattfindet. Die Argumente konnten klarer nicht vor uns liegen. Das sagt schon etwas aus über die Substanz der Debatte zwischen Jürgen Möllemann und Guido Westerwelle.
Aber Sie hielten doch, wie viele andere Delegierte auch, die Idee eines Kanzlerkandidaten zunächst für gut. Warum denn nun plötzlich nicht mehr?
Die Kernaussage des Projekts 18 ist, dass die FDP eine Partei fürs ganze Volk ist. Das begründet sich schon aus der liberalen Geisteshaltung heraus. Wir wollen einen eigenständigen, unabhängigen Kurs steuern. Ein Kanzlerkandidat wäre in meinen Augen das schmückende Beiwerk gewesen, aber nicht die Hauptsache. Ohnehin kann es nur einen Spitzenkandidaten geben, wie immer man ihn nennt. Und das ist in jedem Falle der Vorsitzende Guido Westerwelle.
Meinen Sie nicht, dass die Öffentlichkeit Ihr Wahlziel von 18 Prozent einfach nur für einen mehr oder minder gelungenen Werbegag hält, und dass Ihnen niemand abnimmt, dass Sie das ernsthaft anstreben?
Es ist genau umgekehrt. Man muss sich im Leben auch etwas zutrauen. Gerade einer liberalen Partei steht es gut an, sich mutig hohe Ziele zu stecken. Ich komme aus einem Bundesland mit großer liberaler Tradition, dessen erster Ministerpräsident noch vor Gründung der DDR ein Liberaldemokrat gewesen ist.
Wenn wir gerade von Zutrauen reden: Trauen Sie sich eigentlich das Amt einer Generalsekretärin wirklich zu?
Ich traue es mir zu, und die Partei traut es mir auch zu. Sonst hätten mich die Delegierten nicht mit 75 Prozent der Stimmen gewählt.
Und worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe?
Als Erstes möchte ich motivierend in die Truppe wirken. Und ich werde die Strategie 18 und unser Programm offensiv in der Öffentlichkeit vertreten. Darüber hinaus möchte ich in der Bildungspolitik und in der Sozialpolitik Schwerpunkte setzen.
Generalsekretäre haben im Allgemeinen auch die Rolle des Wadenbeißers. Wollen Sie das sein?
Ich muss in keine Rolle schlüpfen, und ich muss kein Muster nachziehen. Ich habe meinen Stil. Es gehört übrigens zu meinem liberalen Grundverständnis, auch mal gegen den Strom zu schwimmen, wenn es meiner Überzeugung entspricht. Das sehen Sie ja schon beim Thema Solidaritätszuschlag, wo ich gegen eine Beschlusslage meiner Partei streite. INTERVIEW: BETTINA GAUS
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