: Wortreich pflegen
■ Mehr Kontrolle, mehr Anreiz, mehr Qualität: Pflege soll besser werden
Geld könnte helfen, aber Worte müssen reichen: Der Senat hat ges-tern Leitlinien beschlossen, um die Qualität der Pflege zu verbessern. Zum einen durch mehr Transparenz: Damit der Pflegebedürftige seine Rolle als Verbraucher wahrnehmen und aus dem Überangebot ambulanter Dienste einen guten auswählen kann, erstellen die Hamburger Pflegekassen eine Preisvergleichsliste. Die informiert über Preise sowie Größe des festen Pflegeteams und Fachkraftanteil.
Außerdem soll das „Impulsprogramm Pflege“ der Gesundheitsbehörde die Pflegebedürftigen stärken: Die Patienteninitiative qualifiziert Ehrenamtliche, die Patienten als Vertrauensleute beraten und im Konfliktfall mit den Pflegediensten vermitteln.
Darüber hinaus werden BAGS, Kassen und Hamburgische Pflegegesellschaft das bis zum 30. Juni befristete „Pflegetelefon Hamburg“ als Dauereinrichtung weiterführen. Innerhalb eines halben Jahres waren hier knapp 2000 Fragen und Beschwerden aufgelaufen.
Außerdem möchte der Senat die Kontrollen durch unabhängige Sachverständige intensivieren. Allerdings ist die zuständige Heimaufsicht mit nur sechseinhalb Stellen ausgestattet, die etwa 300 Einrichtungen beraten und überwachen müssen. In den vergangenen zwei Jahren war die Heimaufsicht 581 Mal vor Ort, 41 Mal musste sie eine „formelle Anordnung zur Mängelbeseitigung“ erlassen. Das waren in Einzelfällen sogar Beschäftigungsverbote für einzelne Mitarbeiter, und einmal hat die Behörde ein Heim geschlossen. Nach einem Entwurf eines Hamburgischen Gesundheitsdienstgesetzes soll das demnächst auch bei ambulanten Diensten möglich sein.
Entscheidend für die Qualität der Pflege sind die Mitarbeiter. Und von denen gibt es zu wenig. Derzeit sind rund 100 der 609 Altenpflege-Ausbildungsplätze in Hamburg nicht belegt und 14 Einrichtungen droht das Aus, sollte es ihnen innerhalb einer Übergangsfrist nicht gelingen, die erforderliche Fachkräftequote von 50 Prozent zu erfüllen. Roth setzt auf Fortbildung Ungelernter und Wiedereinsteiger und schlägt vor, die Ausbildungen für die Kranken- und Altenpflege zusammen zu legen. Und sie setzt auf „mehr gesellschaftliche Anerkennung“. Finanzielle wäre den meisten sicher lieber. san
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