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Brutal engagiert? Junkies wehren sich

■ Unterschriftensammlung gegen Polizisten die Drogenabhängige besonders hart angingen

Übereifrig? Engagiert? Übergriffig? Brutal? Die Wörter für das Verhalten eines der beiden Polizisten, die am 26. April in die Drogenberatungsstelle (Drobs) im Tivoli-Hochhaus eindrangen und einer Frau mehrere Päckchen harter Drogen abnahmen, sind naturgemäß verschieden. „Wenn sich die Hinweise häufen, dass dort jemand versucht zu dealen, dann muss ein engagierter Polizist sofort eingreifen“, heißt es in der Pressestelle der Polizei. Das sehen die KlientInnen der Drobs ganz anders. Sie sammeln mittlerweile Unterschriften gegen den Zivilpolizisten, „der sich nicht nur hier, sondern auch in anderen Situationen durch große Brutalität auszeichnet“.

So heißt es in der Einleitung zur Unterschriftenliste, auf der rund 70 Kunden der Drobs unterschrieben haben und die der taz vorliegt.

Nach Angaben der Polizei wurde die 30-Jährige mit drei Päckchen „verkaufsfertigen“ Drogen erwischt, zweimal Koks, einmal Heroin. Doch was bei der Polizei „verkaufsfertig“ heißt, ließe sich auch als gebrauchsfertig für den Eigenbedarf bezeichnen. Die Frau ist jedenfalls wieder auf freiem Fu?. War also gar nicht so viel „Gefahr im Verzug“, dass der „engagierte“ Polizist und sein Partner die Hilfs-einrichtung gegen alle Gepflogenheiten stürmen mussten? Zu den Gepflogenheiten zählt zum Beispiel, dass sich die Polizei, falls sie einen Haftbefehl oder ähnliches vollstrecken will, bei einem Mitarbeiter der Drobs anmeldet und dann mit ihm ein Stockwerk höher geht, wo die Abhängigen mittagessen können oder einfach für ein paar Stunden Ruhe suchen.

Auch die Polizei bestätigt die Absprache, dass die „Räume dort grundsätzlich polizeifrei“ sind. Zu den Vorwürfen gegen Moritz R. und seinen Partner, der in der Szene „Silberlocke“ genannt wird, will man sich bei der Pressestelle aber erst äußern, wenn „schriftlich“ eine Beschwerde vorliegt.

Dazu kommt es vielleicht nicht. Die UnterzeichnerInnen der Unterschriftenliste haben „Angst“ – so der Initiator der Aktion. Moritz R. sei als Drogenfahnder für seine ganz eigenen Methoden bekannt. „Hier gibt es viele alleinerziehende Mütter. Die dürfen ihre Kinder behalten, wenn sie mit der Ersatzdroge Methadon substituiert werden, aber nicht, wenn irgendetwas gegen sie vorliegt“, erklärt Ruth H., selbst Mutter dreier Kinder. „Pass mal auf, wie schnell deine Kinder weg sind“, soll Herr R. vielen gedroht haben. Aus der Szene ist auch zu erfahren, dass Polizist R. immer wieder Drogen einbehalte, die er dann an Informanten verteile.

Während es die Pressestelle der Polizei „ganz natürlich“ findet, dass die Drogenabhängigen immer mal wieder was gegen Polizisten vorbrächten, berichten Mitarbeiter anderer Hilfseinrichtungen, dass Moritz R. für seine übertriebenen Aktionen bekannt sei. Rikus Winsenborg, der im Vorstand des Bundesverbandes akzeptierender Drogeneinrichtungen ist und in der Straffälligenbetreuung arbeitet, sagt: „Der Name der Person fällt immer wieder.“ Wer neu in der Szene ankomme, werde vor ihm gewarnt. Auch Cornelia Barth vom Landesvorstand „Akzept“ kennt zahllose Beispiele für übergriffiges Verhalten seitens des Polizisten, der seit mehr als 20 Jahren im Dienst sei.

Nach ihrer Einschätzung ist der Einsatz im Tivoli-Hochhaus nicht mit dem „Engagement“ des Drogenfahnders zu rechtfertigen. Klienten berichten, er habe die zierliche Frau am Hals gepackt; als Tumult in der Stube entstand, habe er die Jacke aufgeknöpft und seine Dienstwaffe gezeigt. Am Ende flogen Aschenbecher, der Polizist und auch ein Mitarbeiter wurden leicht verletzt.Die Sozialarbeiter der Drobs sagen indes gar nichts: „Pressekontakte laufen über die Amtsleitung“. Ein Mitarbeiter berichtet am Telefon immerhin, das Verhalten des Polizisten, habe nicht dem entsprochen, was üblich sei.

Davon wisse er nichts, sagt Jürgen Hartwig, Leiter des Amts für Soziale Dienste und Ansprechpartner für die Presse. Der Erklärung, die das Amt kurz nach dem Vorfall herausgegeben habe, sei nichts hinzuzufügen. Darin steht, dass der Drogenhandel und -konsum im Haus der Drobs verboten sei. Er spricht von einer langjährigen guten Kooperation zwischen Drobs und Polizei. Die Zusammenarbeit sei „von der gegenseitigen Akzeptanz der unterschiedlichen Aufgaben und Arbeitsweisen geleitet.“ Die Drogenabhängigen, die diese Erklärung lesen, sehen das im Prinzip auch so. Mit Ausnahmen allerdings. hey

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