: Liebe ist nicht politisch
Senat: Die Love Parade soll ihren Demonstrationsstatus aufgeben, dann wäre der 21. Juli gesichert. Doch Planetcom lehnt ab. Auch Gespräche mit Gegendemonstranten sind unwahrscheinlich
von DANIEL FERSCH
Mehr als einen Monat nach der Absage der Love Parade am 14. Juli durch Innensenator Eckart Werthebach (CDU) ist ein Ersatztermin immer noch ungewiss. In der Diskussion um den 21. Juli hat nun der Senat den Veranstaltern einen neuen Vorschlag unterbreitet. Senatsprecher Michael-Andreas Butz forderte Umzugsveranstalter Planetcom auf, für den 21. Juli einen „Antrag auf Sondernutzung“ stellen und somit die Parade als kommerzielle Veranstaltung durchzuführen. Vor dem Hintergrund einiger Klagen von Parade-Gegnern, betonte Butz, erhielte Planetcom damit auch eine gesicherte Rechtsposition. Es sei wahrscheinlich, dass der Status als politische Demonstration vor Gericht nicht bestehen werde.
Doch Planetcom-Sprecher Enric Nitzsche lehnte den Senatsvorschlag gestern entschieden ab. Die Mutmaßung, die Veranstalter würden sich dem Vorschlag verweigern, weil sie die Müllbeseitigung nicht bezahlen wollten, wies er von sich. Die Parade sei aus „inhaltlichen Gründen“ als Demo angemeldet worden. Ein Vermittlungsgespräch mit der Bürgerinitative „Aktion 2000“, die für den 21. Juli im Tiergarten die Demo „Rollen, laufen, skaten für Frieden und Völkerverständigung“ angemeldet hat, werde es nicht geben, so Nitzsche. Denn die „Aktion 2000“ habe noch kein Gesprächsangebot gemacht. „Wir sind durchaus dazu bereit,“ so Nitzsche, „die haben unsere Telefonnummer.“
Margarethe Pape von der „Aktion 2000“ ging jedoch am Mittwochabend noch davon aus, dass sie sich nächste Woche mit Planetcom unterhalten wird. Bei einer Diskussionsveranstaltung unter dem Motto „Wem gehört der Tiergarten?“ machte sie sich und anderen Paraden-Gegnern Mut.
„Wir werden die Demo durchführen und zeigen, dass wir viele Leute mobilisieren können“, sagte Pape. Damit stieß sie bei den Podiumsteilnehmern und den etwa 30 meist älteren Zuhörern auf ungeteilte Zustimmung. Senat oder Planetcom waren nicht vertreten. Die Vorstellung, dass beide Veranstaltungen gleichzeitig durchgeführt werden könnten, sorgte jedoch bei einigen für Kopfschütteln. „Wie werden wir Umweltschützer denn vor diesen wild gewordenen Ravern geschützt?“, sorgte sich eine Besucherin. Doch Podiumsgast Wolfgang Wieland (Grüne) betonte, vor Ravern brauche niemand Angst zu haben: „Die, die mit Steinen werfen, kommen aus einer anderen Szene.“
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