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Rotes Telefon zum Investor

Kurzstudie des DAI: Namensaktien werden für Unternehmen zunehmend interessant

„Die Namensaktie wird bei deutschen börsennotierten Unternehmen immer beliebter.“ Ein Drittel der im Dax-30 notierten Gesellschaften „hat in den letzten beiden Jahren die Notierung auf Namensaktien umgestellt“. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kurzstudie des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Bei einer Namensaktie wird der Aktionär in ein Aktienbuch namentlich eingetragen und somit identifizierbar. Der damit verbundene Aufwand besonders bei Verkäufen von Namensaktien war jedoch lange Zeit so hoch, dass in Deutschland hauptsächlich so genannte Inhaberaktien ausgegeben wurden. Sie tragen nur Stücknummern, ihr jeweiliger Eigentümer wird nicht namentlich vermerkt. Populärer wurden Namensaktien vor allem im Zuge der einfachen Eintragung im Aktienbuch per Computer, das seit dem Inkrafttreten des neuen „Gesetzes zur Namensaktie und zur Erleichterung der Stimmrechtsausübung“ (NaStraG) im Januar „Aktienregister“ heißt.

Als ein Motiv des zunehmenden Interesses von Unternehmen an Namensaktien wird gern genannt, dass weltweit agierende Firmen mit Inhaberaktien auf dem US-Markt nicht präsent sein können: Die Aufnahme der Notierung an der New York Stock Exchange setzt Namensaktien voraus. Hauptgrund dürfte indes das Interesse der AG sein, „ihre“ Aktionäre zu kennen. Das öffnet den Unternehmen den direkten Draht zu ihren Anteilseignern. Die DAI-Studie spricht davon, man könne sie „gezielt informieren“. Gleichzeitig klingt daraus die Furcht, ohne Überblick über die Zusammensetzung der Aktionäre steige die Möglichkeit einer feindlichen Übernahme der Gesellschaft durch die Konkurrenz. Mit der Namensaktie kann man also frühzeitig etwaige Veränderungen im Kreis der Anteilseigner kontrollieren. Die für den Kontakt zum Aktionär zuständige Abteilung kann also rasch reagieren und möglicherweise einem aus Konzernsicht vorschnellen Verkauf der Aktie vorbeugen, indem die Wertpapierbesitzer direkt angesprochen werden („Investor Relations“). Damit wird versucht, ein „Vertrauensverhältnis“ zum Anleger aufzubauen, denn enttäuschte Aktionäre verkaufen womöglich ihre Aktien und verursachen Kurseinbrüche, woraufhin wiederum das Management um seine Posten bangen muss. Gut informierte Investoren indes sind eher bereit, auch Ertragseinbrüche hinzunehmen, wenn sie wissen – oder ihnen suggeriert wird –, anschließend gehe es wieder bergauf mit den Werten und persönlichen Gewinnen. Dieser schnelle Kontakt per Register – gleichsam ein „rotes Telefon“ – ist mit Inhaberaktien nicht herzustellen. A. LOHSE

Die Kurzstudie „Namensaktien“ findet man unter www.dai.de

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