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Spätes Erinnern

■ 56 Jahre nach Kriegsende einnert eine Gedenktafel an die Deportation der Sinti

Um vier Uhr morgens wurde Gottfried Weiß zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern von Angehörigen der SS aus dem Bett gejagt. Zusammen mit 902 anderen Sinti brachten sie die Familie in einen Schuppen nahe der Baakenbrücke. Nach mehreren Tagen wurde sie ins Vernichtungslager Belzec deportiert. Gottfried Weiß überlebte den Vernichtungsterror der Nazis.

61 Jahre lang erinnerte an der Baakenbrücke nichts an die Deportation der Sinti. Erst die Zehntklässlerin Viviane Wünsche brachte die Kulturbehörde dazu, dem Geschehen mit einer Tafel zu gedenken, die gestern enthüllt wurde. Für ihre Recherchen, die sie unter dem Titel „Als die Musik verstummte ... und das Leben zerbrach“ zusammenfasste, bekam die Schülerin den Bertini Preis. „Ich hatte in der Schule nie etwas davon gehört, dass auch Sinti zu den Opfern des Nationalsozialismus gehörten“, sagt die 16-Jährige. Durch einen Stadtrundgang, bei dem Gottfried Weiß seine Geschichte erzählte, wurde sie aufmerksam.

Die Schülerin schrieb einen Brief an Bürgermeister Runde, in dem sie vorschlug, eine zweite Gedenktafel anzubringen, denn bis gestern gab es nur eine an der Harburger Polizeiwache Nöldkestraße. Der Bertini Preis im Januar brachte ihrem Anliegen Aufmerksamkeit. Plötzlich ging alles ganz schnell. Die Kulturbehörde setzte die Idee um, und gestern wurde die schwarze Gedenktafel an der Baakenbrü-cke angebracht. Auch Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt kam zur Enthüllung.

Kaum jemand verirrt sich an die stark befahrenen Brücke. Aber Viviane hofft, „dass die Tafel erst der Anfang ist“. miso

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