Eine Türkin namens Schultze

■ Die in Bremen aufgewachsene Sängerin Sophie Schultze macht türkische Musik. Ihre Band Iki Dünya hat sie schon den Profolk-Förderpreis gewonnen. Jetzt ist sie in der Region zu hören

„Höre ich richtig? Eine Deutsche, die türkisch kann? Singt sie unsere Sprache?“ So wundert sich ein türkischer Konzertbesucher. „Sie ist eine von uns“, umarmt eine ältere Dame die Sängerin der Gruppe Iki Dünya gerührt. Doch das ist weit gefehlt. Sophie Schultze aus Oldenburg singt so überzeugend Volksweisen und Eigenkompositionen auf Türkisch, als hätte sie ihre Jugend auf Istanbuls Straßen verbracht. Die Sängerin der Gruppe Iki Dünya, zu deutsch „zwei Welten“, hatte schon immer eine Schwäche für den Orient und seine Musik. Aufgewachsen im Bremer Ostertorviertel, hatte sie viele türkische Freunde und fuhr regelmäßig in die Türkei. Iki Dünya sind eine Hommage an türkische Musik, was ist da schon Nationalität? Nebensache!

Ihre Freunde bestätigten ihr, was sie auch selber feststellte: „Es ist ganz schön, wenn ich auf Deutsch oder auf Englisch singe, aber diese Leidenschaft kann ich nur entwickeln, wenn ich in dieser Sprache singe. Es ist irgendwie in meiner Seele.“ Iki Dünya treten seit knapp zwei Jahren als Duo und als Quartett auf. Als Duo untermalt Paddy Maindock Sophie Schultzes Gesang mit akustischen Gitarrenarrangements. Im Quartett wird die Sängerin zusätzlich von einem Kontrabass und orientalischen Perkussionsinstrumenten begleitet. Begleitet wohlgemerkt, denn Iki Dünya ist gesangsorientiert. Ohne Sophies Gesang kein Iki Dünya, so die Formel des Gitarristen.

Im Duo bewarb sich Iki Dünya für den Förderpreis von Profolk, dem Verband für Lied, Folk und Weltmusik in Rudolstadt. Erfolgreich: Von der Lobby der bundesdeutschen Weltmusik nominiert zu werden, sogar unter die ersten drei Bands gewählt zu werden, bedeutet Imagegewinn und Medienpräsenz.

Ein besonderer Respekt wurde der Band erwiesen, als sie vom Türkei-Pavillon der Expo 2000 eingeladen wurde. Dass Iki Dünya keine Amateure sind, beweist auch die Einladung für das Nürnberger Bardenfestival, wo einst Heinz Rudolf Kunze und Konstantin Wecker auf sich aufmerksam machten.

Die Band bricht mit gängigen Türkei-Klischees, die das schwülstige „TRT int“-Fernsehprogramm und der aalglatte Tarkan verkaufen. Es mag abgegriffen klingen, doch geht es um türkische Musik, ist Iki Dünya etwas Neues: Fremdes wird mit Eigenem gemischt und zu etwas Neuem weiterentwickelt, was dennoch einen Wiedererkennungseffekt hat. Orientalische Musik besteht aus Zwischentonschritten und ist ursprünglich nicht harmonisch. Es gibt keine Akkorde, sondern Melodien stehen im Zentrum. Sophie Schultzes Gesang bedient sich orientalischer Skalen und wird von westlichen Akkordfolgen begleitet. Mit großer Begeisterung wird sie von meistens deutschen Weltmusik-LiebhaberInnen, aber auch türkischen KonzertbesucherInnen aufgenommen, die bei vielen Liedern mitsingen können. Dass die orientalische Farbe durch den Gesang erhalten bleibt, überzeugt manche Hardliner nicht. Man dürfe orientalische Musik nicht verwestlichen, lautet ihre Einstellung.

Doch für die Sängerin ist eins das Wichtigste: „dass das türkische und das deutsche Publikum über meinen Gesang ins Gepräch kommen!“ In Zeiten entnervender Leitkultur- und Nationalstolz-Debatten ist Iki Dünya Balsam für die Seele!

Mona Motakef

Iki Dünya spielen am 18. Mai um 20 Uhr in der Kulturmühle Berne, am 19. Mai ab 15 Uhr im Kulturladen Grünhöfe, Bremerhaven und am Sonntag, 20. Mai, um 20.30 Uhr im Schnürschuh Theater, Buntentorsteinweg 145, Bremen.