: Aufforderung zum Samba
Die Organisatoren des Karnevals der Kulturen wollen, dass der Senat sich wie bei der Love Parade finanziell am Kreuzberger Umzug beteiligt. Wirtschaftssenator gibt den Multikulturellen einen Korb
von ANTJE LANG-LENDORFF
Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU) könnte sich nicht nur als Raver, sondern auch als Sambatänzer des Senats profilieren. Das findet jedenfalls die Projektleitung vom Karneval der Kulturen. Nachdem sich die Stadt angeboten hat, bei der Love Parade Mitveranstalter zu werden und so die Finanzierung zu sichern, beanspruchen die Organisatoren dasselbe für das Kreuzberger Multikulti-Spektakel. „Jedes Jahr kämpfen wir ums Überleben. Wir brauchen endlich Planungssicherheit“, sagte Projektleiterin Anett Szabó gestern bei der Vorstellung des diesjährigen Karneval-Programms.
Der Sprecher der Wirtschaftsverwaltung, Claus Guggenberger, wehrte diese Forderungen ab. Branoner habe zwar die Musik im Blut. Aus dem Senatsbeschluss zur Love Parade vom Dienstag ließen sich jedoch für andere Veranstaltungen keine Ansprüche ableiten.
Für dieses Jahr ist der Karneval zum Glück in trockenen Tüchern, da die Deutsche Klassenlotterie 40 Prozent der Kosten übernimmt. Auch Strecke und Programm des Umzugs stehen bereits fest: Am Pfingstsonntag um 12.30 Uhr starten die ersten Gruppen am Hermannplatz, ziehen die Hasenheide entlang und am Südstern vorbei bis in die Yorckstraße.
Wie im letzten Jahr tanzen und musizieren rund 4.200 Darsteller auf Lkws, Sattelschleppern oder den eigenen zwei Beinen. 30 neue Gruppen nehmen am Umzug teil, darunter tibetische Lhamo-Opernsänger. Damit es nicht wie im letzten Jahr zu Staus kommt, hat die Projektleitung das Kommunikationssystem verbessert und mehr Sicherheitsleute geordert. Die Organisatoren rechnen mit 850.000 Besuchern am Straßenrand. Weitere 650.000 erwarten sie auf dem Blücherplatz, auf dem das gesamte Pfingstwochenende mit vier Bühnen, Konzerten und Essen das Straßenfest stattfindet. Der Kinderkarneval wird dieses Jahr auf den 26. Mai vorgezogen, damit er nicht im großen Pfingsttrubel untergeht.
Ein karnevalerfahrenes Team wird fehlen: Die Ufa-Fabrik stellt erstmals keinen Wagen mehr. „Uns ist durch die dilettantische Organisation des Umzugs die Lust vergangen“, begründet Juppi von der Ufa-Fabrik die Absage. Im letzten Jahr habe seine Truppe so lange warten müssen, bis keine Zuschauer mehr da waren. Die Veranstaltung an sich findet er trotzdem spitze. Und freut sich – dieses Jahr selbst mal zuschauen zu können.
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