Kommentar: Schmutziger Deal
■ Warum die inszenierte Drogenrazzia Wrocklages Hilflosigkeit entlarvt
Ein Innensenator dealt jetzt mit Fernsehbildern. In den vergangenen Tagen wurde Hartmuth Wrocklage von den ein-schlägigen Medien gescholten, bei der Inneren Sicherheit versagt zu haben. Gestern nun inszenierte er einen großen Polizeieinsatz als mediales Ereignis.
Damit die KritikerInnen von seinem entschlossenen Kampf gegen die Kriminalität erfahren, hat die Polizei VertreterInnen aller Hamburger Medien – außer der taz – zu einem Treffpunkt bestellt und in einem eigens bereitgestellten Bus zur Drogenrazzia auf dem Flüchtlingsschiff „Bibby Altona“ vorgefahren. Die sollen wieder positiv über Wrocklage berichten – im Gegenzug bietet er Bilder von vermeintlich kriminellen Schwarzen in Handschellen und Flüchtlingsfamilien, die von entschlossenen Polizisten aus ihren Zimmern getrieben werden. Ein schmutziges Geschäft.
Bis zu einer strafrechtlichen Verurteilung gilt jedeR Beschuldigte als unschuldig. Auch mutmaßliche DrogendealerInnen. Auch Flüchtlinge. Deshalb haben auch die ein Recht auf Schutz ihrer Persönlichkeit und dürfen nicht als Kriminelle angeprangert werden. Wrocklage aber hat die Presse zielstrebig auf die BewohnerInnen der „Bibby Altona“ gehetzt. Er hat deren Persönlichkeitsrechte außer Kraft gesetzt, um seine eigene Persönlichkeit vor einem schlechten Ruf zu schützen. Armselig.
Ein Senator sollte Erfolge für sich sprechen lassen, nicht Fernsehbilder. Und der Sicherheitshysterie mit Fakten begegnen, statt sie mit Actionbildern auch noch zu schüren. Das einzige, was er bewiesen hat, ist seine Hilflosigkeit. Elke Spanner
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