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Höchst ehrgeizige Pläne

Die WindWelt AG will im Juni an die Börse. Aktien werden in der vorbörslichen Kapitalerhöhung für 19,75 Euro ausgegeben. Finanzexperten finden das zu teuer

Vor Monaten wurde es angekündigt, jetzt folgt die Tat: Die WindWelt AG, ein Tochterunternehmen der SolarWorld AG, geht an die Börse. Als Tag der Erstnotiz am Geregelten Markt in Düsseldorf wird der 20. Juni genannt.

Bereits im Vorfeld des Börsengangs führt die WindWelt AG eine Kapitalerhöhung durch. Emissionsvolumen: 1,5 Millionen Stückaktien. Davon kommt allerdings nur 1 Million direkt der Kapitaldecke zugute. Weitere bis zu 0,5 Millionen Akten stammen aus dem Besitz der Muttergesellschaft SolarWorld. Die Frist zum Kauf der WindWelt-Aktien läuft noch bis 25. Mai, also bis kommenden Freitag. Der Ausgabepreis wurde mit 19,75 Euro festgesetzt. Aktionäre der SolarWorld erhalten einen Bonus von 1 Euro, zahlen also nur 18,75 Euro. Für je zwei gehaltene Solar-Aktien kann eine Wind-Aktie gekauft werden. Stichtag ist der 9. Mai 2001.

SolarWorld hält derzeit einen Anteil an der Windtochter von knapp 80 Prozent, nach der Platzierung noch gut 58 Prozent. „Die SolarWorld wird auch langfristig Mehrheitsaktionärin bleiben“, heißt es im Unternehmen. Zum 1. Januar 2002 will man die derzeit von der SolarWorld gehaltenen Anteile an der Fuhrländer AG in Höhe von 6,25 Prozent auf die Tochter übertragen, wie die SolarWorld AG in der vergangenen Woche bekannt gab. Fuhrländer baut Windkraftanlagen vor allem für Binnenstandorte.

Unternehmenszweck der WindWelt AG sind die Planung, der Bau und Betrieb vor allem von Wind- und Solarparks. Von anderen Unternehmen dieser Art sowie Planungsbüros unterscheidet sie sich vor allem dadurch, dass die geplanten und gebauten Kraftwerke in ihrem Besitz bleiben und nicht in Form von Fondsanteilen am Kapitalmarkt verkauft werden sollen. Damit entfielen hohe Vertriebskosten, der regenerativ erzeugte Strom werde verkauft und sichere, so die Strategie, „dauerhaft Umsätze und Erträge, die über die Realisierung weiterer regenerativer Energieprojekte kontinuierlich“ zunehmen sollen. „Mit einer Beteiligung an unserer Aktienemission investieren Sie also nicht nur in Planungs-Know-how, sondern gerade auch in die Erzeugung von sauberem Strom“, wirbt Vorstandssprecher Frank Asbeck: „Das rechnet sich für die Umwelt und für Sie.“

Auch der Emissionserlös aus der Kapitalerhöhung soll für die Projektierung und Erichtung, den Betrieb und das Management von Windkraftanlagen, Photovoltaikgroßanlagen und „sonstigen regenerativen Kraftwerken“ eingesetzt werden, zudem für Beteiligungen an Unternehmen aus dem Bereich der regenerativen Ernergieerzeugung.

Bis zum Jahr 2003 will die WindWelt AG eine Windenergieleistung von insgesamt 170 Megawatt (MW) aufbauen. Ende des ersten Quartals 2001 hatte die Gesellschaft eine Leistung von 13,4 MW installiert. Im Juni und im Juli sollen drei Windparks in der Hocheifel mit einer Kapazität von 12 MW in Betrieb gehen und dann an das Stromnetz angeschlossen werden. Eine 100-Kilowatt-Solarstromanlage wurde in Rostock fertig gestellt und soll, so die AG, „in Kürze“ ihren Betrieb aufnehmen.

Doch trotz all dieser Bemühungen um den Aufbau einer soliden Firmensubstanz ist man in Fachkreisen leicht skeptisch angesichts des hohen Ausgabepreises der neuen Aktien. Ein Analyst, der namentlich nicht genannt werden wollte, rätselte gar, wie SolarWorld- und WindWelt-Chef Frank Asbeck überhaupt auf diese Zahl kam. „Die Planungen sind ehrgeizig, enthalten aber auch Unsicherheitsfaktoren“, meint auch der Wiener Börsenbrief Öko-Invest und kritisiert vor allem die „hohe Fremdkapitalquote von über 80 Prozent“, die schnell „auf die Ertragslage durchschlagen“ könne. Man hält ein „Kursniveau von höchstens 12 Euro für interessant“. SolarWorld war mal für gut 13 Euro zu haben.

Andrew Murphy von der Bonner Murphy & Spitz Umwelt Consult findet auch das noch zu viel und den jetzigen Verkaufspreis „sehr, sehr hoch“. Er sieht ein Risiko vor allem darin, dass Windkraftanlagen der 1,5-MW-Klasse, wie sie auch von WindWelt in den jüngsten Parks eingesetzt werden, noch nicht allzu lange auf dem Markt seien, es mithin kaum Langzeiterfahrungen über ihren Betrieb gebe. Wer Windparks plane, baue und verkaufe, habe binnen kurzer Zeit seine Investitionen amortisiert. Wer Windparks nicht verkaufe, müsse sie zur Amortisation viele Jahre lang betreiben und abschreiben, wobei anschließend ein „repowering“ nötig sei: Sie müssten dann aufgearbeitet und mit der neuesten Technik ausgestattet werden – einer Technik, die sich derzeit rasant entwickelt. ALO

WindWelt AG, Aktionärsbetreuung,Tel. (02 28) 5 59 20-0, Fax -99

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