„Weg vom Sklaventreiber-Image“

■ Zeitarbeitsfirmen werben auf Kontaktmesse um Sozialhilfe-Empfänger

Wer Arbeit sucht, der findet sie. Gestern früh fand die Suche im großen Saal des Bezirksamtes Hamburg-Nord statt. Die dortige Fachstelle „Hilfe zur Arbeit“ hatte sechs Zeitarbeitsfirmen und 300 SozialhilfeempfängerInnen zu einer Kontaktmesse eingeladen. „Früher hieß es: einmal Sozi, immer Sozi“, erzählt Mitarbeiterin Margret Silvester. „Heute stimmt dieser Satz nicht mehr.“

Die sieben MitarbeiterInnen der Ende 1999 gegründeten Sonderabteilung setzen alles daran, neue AntragstellerInnen zügig wieder aus dem Sozialhilfebezug herauszubekommen. Wird die Annahme einer „zumutbaren Arbeit“ verweigert – wobei zwölf Mark brutto als „zumutbar“ gelten – wird die Hilfe zum Lebensunterhalt schon mal gestrichen. Margret Silvester: „Das machen wir nicht, wenn sich jemand die Arbeit nicht zutraut. Ihn dann zu zwingen, hat keinen Sinn.“

Aber Druck, mehr als in früheren Jahren, gibt es schon. „Das Sozialamt macht gute Arbeit“, lobt Ulrich Otte von der „Konform Zeitpersonal“, der „vom Helfer bis zum Schlosser“ dringend Personal sucht. Fast zehn Prozent seiner MitarbeiterInnen bekäme er von der Fachstelle. Bei Otte können Ungelernte „ab 1600 Mark netto bis richtig viel“ verdienen. Die Arbeit als „Kaffeepacker“ oder „Produk-tionshelfer“ sei nicht schwer: „Trotzdem ist es nicht leicht, gutes Personal zu finden.“

Viele Jobs hatten alle vier Zeitarbeitsfirmen zu bieten. Aber auch für angelernte Tätigkeiten wie Krankenhelfer oder LKW-Fahrer braucht es ein Minimum an Qualifikation. Ein zweimonatiger Schwesternhelferkurs beim Roten Kreuz zum Beispiel ist schon nötig, um bei der „Med Kontor“ zum „Pflegehelfer“ zu werden. „Die Nachfrage boomt“, erklärt Niederlassungsleiterin Petra Huber. Allein zehn bis 15 ungelernte Kräfte könnte sie vermitteln. Allerdings würden „gute Deutschkenntnisse“ verlangt.

Auf der Suche nach zehn LKW-Fahrern war Bernd Lange von der „Fahr-Zeit Mitte“ Personalleasing GmbH. Voraussetzung ist ein Führerschein Klasse 2, der 6000 Mark kostet. Das Sozialamt, so Lange, übernehme diese Kosten nur für Fahrer, die einen Anstellungsvertrag haben. „Wir werden das jetzt mal in zwei Fällen versuchen.“

Mit nur einer Bewerberin noch geringer war die Ausbeute der Zeitarbeitsfirma „Heidrun Jürgens“, die auf kaufmännische Berufe spezialisiert ist. „Wenn wir heute eine Person vermitteln, ist dies schon ein Erfolg“, sagt Mitarbeiterin Hilke Suhr. Sei die Messe doch ein Anlass, das Image der einst als „Sklaventreiber“ verschrienen Branche zu verbessern. Allzu gut kamen die Vermittler bei den „Kunden“ jedoch nicht an. „Ich wurde so ausgefragt, das fand ich unangehm“, berichtet ein 39jähriger Betriebswirt, der nach längerer Krankheit eine Teilzeitarbeit sucht.

„Viele Sozialhilfeempfänger würden einen vollen Arbeitstag nicht durchhalten“, sagt auch Hans-Jürgen Tietze vom bezirklichen Beschäftigungsträger „Mook wat“. Übrig bliebe oft die monotone, anstrengende Arbeit. „Die Schwächsten kriegen die härtesten Jobs“, weiß Tietze. Das Konzept von „Mook wat“ sei, einen sanfteren Übergang zum Arbeitsleben zu ermöglichen. Nur leider war dies der einzige Messeteilnehmer ohne freie Stelle. Kaija Kutter