: was man auch noch sammeln könnte: langweilige postkarten
Bei der unbedingt sehenswerten, endlosen Abfolge von Autobahnen, Flughäfen, Hotels, Fabriken, Läden, Grenzstationen und Betonvierteln handelt es sich um nichts anderes als „Langweilige Postkarten“. Ein ganzer Bildband voll (Phaidon Verlag, Berlin 2001, 49,80 DM) mit 160 Ansichten von Deutschland aus den 50er- bis 80er-Jahren, eine trostloser als die andere – und doch ist eine komischer als die andere. Langweilige Postkarten sind nicht langweilig anzuschauen. Ob München „Am Westkreuz“ oder „Rostock-Lütten Klein“, der Hit unter den Langweilern ist der Standardwohnblock. Gesammelt hat die grässlichen Postkarten Martin Parr. „Langweilige Postkarten“ ist ein weiterer Band in der Reihe „Boring Postcards“ und „Boring Postcards U.S.A“, in denen England und Nordamerika als die Ladenhüter auftreten. Nun ist Martin Parr nicht nur als Sammler von Postkarten und Miniatur-Beatles-Gitarren bekannt, er ist vor allem einer der berühmtesten, weil umstrittensten Magnum-Fotografen. Fies, krass oder brutal werden seine Bilder gerne genannt. Bilder, die einfach die bekannten Fast-Food-Buletten, frittiertes Schweinefleisch oder Spiegeleier auf Toastbrot zeigen – übrigens unter dem Titel „Common Sense“, also gesunder Menschenverstand. Zeugt es von gesundem Menschenverstand, wenn man langweilige Postkarten sammelt? Ja, denn man amüsiert die Leute. Aber zeugt es von gesundem Menschenverstand, wenn man langweilige Postkarten macht? Hm. Wbg
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