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CDU steht voll hinter Lemke

■ Mit den Stimmen von SPD und Grünen verweigerte der Beirat Huchting Bildungssenator Lemke die Gefolgschaft: Streit um „Chancengleichheit“

Bildungssenator Willi Lemke (SPD) dankte am Ende einer langen Beiratssitzung in Huchting für die sachliche Diskussion, er habe mit mehr „Krach“ und heftigerer Kritik gerechnet. Und dann appellierte er an den Beirat, der Konzeption seiner Behörde wenigstens im Grundsatz zuzustimmen, damit man wisse, woran weiter gearbeitet werden müsse. Die CDU in Huchting tat dem Senator geschlossen den Gefallen, die rot-grüne Mehrheit des Beirates lehnte ab. In der Sache hatte vor allem die bildungspolitische Sprecherin der Huchtinger SPD, Helga Gerdes, die Pläne des Ressorts in Frage gestellt.

Derzeit leidet das Sek-II-Zentrum Delfter Straße unter Schülermangel, die Kurse sind zu klein und also zu teuer, „das geht irgendwann nicht mehr“, hatte Lemke erklärt. Auch die Sek-I-Zentren haben zu wenig Gy-Schüler. „Die Huchtinger Schüler sind nicht dümmer“, stellte Lemke fest. Aber die Gy-Schüler gehen vermehrt in Schulen außerhalb des Stadtteils. Um den Exodus zu stoppen, so der Plan der Bildungsbehörde, soll das Schulzentrum Delfter Straße zu einem attraktiven durchgängigen Gymnasium gemacht werden mit jeweils nur einer Haupt- und Real-Klasse. An der Flämischen Straße sollen nur Haupt- und Realschüler unterrichtet werden, die nachmittags besondere Förderangebote bekommen. Die Schule Willakedamm soll geschlossen werden.

Helga Gerdes formulierte die Bedenken der SPD: Für die Schüler der Flämischen Straße gebe es praktisch keine Chancengleichheit mehr, keine Durchlässigkeit in die gymnasialen Klassen. Wenn an diesem Standort die Ganztagsbetreuung angeboten wird und „Kooperation mit Betrieben“, dann sei auch für die Eltern die Vorselektion klar.

Auch der grüne Beiratsvertreter Eberhard Junge befürchtet die „Stigmatisierung“ der Schule Flämische Straße. Sogar für die derzeit attraktive Gesamtschule Hermannsburg verschlechterten sich die Rahmenbedingungen, wenn sie die Konkurrenz eines durchgängigen Gymnasiums im Stadtteil bekommt. Warum verhindert der Bildungssenator seit Jahren, dass die beliebte Gesamtschule eine „Oberstufe“ bekommt und damit auch mehr Gymnasial-Schüler anlocken kann? 30 Prozent der Schulkinder kommen aus Zuwandererfamilien, für die müsse man etwas tun, wenn man moderne Schulpolitik machen wolle, warf der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Dieter Mützelburg ein.

Der CDU-Abgeordnete Claas Rohmeyer kann dem Lemke-Konzept dagegen viel abgewinnen, nicht nur, weil damit die CDU-Forderung eines neuen durchgängigen Gymnasiums „links der Weser“ umgesetzt würde. Auch Hauptschüler könnten wieder gezielt gefördert werden, wenn sie nicht der Rest eines Schulzentrums wären, sondern im Mittelpunkt stünden in einer Schule.

Da Willi Lemke mit der CDU allein nicht regieren kann, muss er zumindest seine Partei von seinem Konzept überzeugen. Am 7. Juni ist das Thema in der Bildungsdeputation. K.W.

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