Ultimatum läuft aus

Erst 200 Albaner in Südserbien haben die Waffen gestreckt. Jugoslawische Armee rückt in Pufferzone ein

BELGRAD taz ■ Die serbische Regierung hat die albanischen Rebellen in Südserbien aufgerufen, bis zum 24. Mai die Waffen niederzulegen, ihre Stützpunkte zu verlassen und die Minenfelder in der umkämpften Region zu entschärfen. Jeder Kämpfer der „Befreiungsarmee von Preševo, Medvedja und Bujanovac“ (UCPMB), der „keine Verbrechen begangen hat und sich bis zum Ablauf dieser Frist der Nato-Friedenstruppe im Kosovo KFOR oder den jugoslawischen Sicherheitskräften ergibt, soll amnestiert werden“, versprach der Koordinator Belgrads für Südserbien, Nebojsa Cović. Am 24. Mai werde die jugoslawische Armee unter der Aufsicht der Nato in den Sektor B der Pufferzone, die sich entlang der Grenze zum Kosovo erstreckt, einmarschieren.

Einer der moderaten Kommandanten der UCPMB, Sefket Musliu, unterzeichnete am Montag unter Vermittlung der Nato eine Deklaration über die Entwaffnung und Demilitarisierung der UCPMB bis zum Monatsende. Belgrad zeigte sich äußerst zufrieden, nach langen Verhandlungen in Musliu in der militanten UCPMB endlich einen Partner gefunden zu haben, der einen politischen Kompromiss akzeptiert. Als Zeichen des guten Willens hat Belgrad unter der Aufsicht der Nato, nach bosnischem Modell, eine 400 Mann starke multiethnische Polizei in Südserbien auf die Beine gestellt, die im Laufe dieser Woche eingesetzt werden soll.

Doch kaum 200 Mitglieder der gut bewaffneten UCPMB, die laut serbischen Angaben mit rund 3.000 Kämpfern in Südserbien operiert, sollen sich bis Sonntag und nur dürftig bewaffnet ergeben haben. Die UCPMB, die den Einzug der jugoslawischen Armee in alle anderen Teile der 1999 eingerichteten Pufferzone zuließ, würde die „Besetzung des Sektors B um den Preis eines Krieges verhindern“, erklärte einer der UCPMB-Kommandanten, Ridvan Cazimi. Er soll allen UCPMB-Kämpfern, die die Waffen niederlegen, mit dem Tod gedroht haben.

Wie schnell die Lage eskalieren könnte, bewiesen vergangene Woche Kämpfe um das Dorf Oraovica am Außenrand der Pufferzone, die die UCPMB besetzte, um sich dann unter dem Druck der ersten Offensive der jugoslawischen Streitkräfte in Südserbien zurückzuziehen. Mindestens vierzehn Kämpfer der UCPMB und zwei jugoslawische Offiziere wurden getötet. Beobachter der EU und der Nato bezeichneten die „Säuberungsaktion“ der serbischen Einheiten als „korrekt“.

ANDREJ IVANJI

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