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Editorial

Was Bob Dylan betrifft, so sind viele Sehnsüchte in dieser Welt, wenn es in diesen Tagen gilt, seinen morgigen 60. Geburtstag zu begehen. Ängste auch.

Das eine ist die Sehnsucht, die eigene Verbindung mit des Meisters Werk auf höchstem Expertenniveau auszuleben. Dylanlogen nennt man diese Menschen (in der Hauptsache alte Männer).

Deren Sehnsucht erfüllen wir nicht.

Das andere ist die Sehnsucht, „endlich mit dem Alten fertig zu werden“ (Thomas Groß). Diese Sehnsucht ist unerfüllbar. taz-Redakteur und Dylan-Kenner Matti Lieske sollte einen Text über „The Last Concert“ ersinnen. Lieske musste freudig aufgeben. Die never ending tour und der Gedanke an ein Ende seien „zwei Parallelen, die sich erst irgendwo im Universum treffen“. Oh!

Das dritte schließlich ist die Sehnsucht, möglichst nicht behelligt zu werden mit Dylan. Der Grund ist offiziell die Abneigung gegen „Altmännermusik“. Oder ist es Angst? Nicht vor der Wichtigkeit des Werkes, die vielleicht nur mit dem Jugendwerk von Lennon und McCartney vergleichbar ist. Aber vor der Komplexität und Größe. Indem Dylan nicht aufhörte, sondern nur aufhörte, Pop zu sein, hat er die Rockmusik in eine neue Phase gezwungen – in die des Alters. Wer will da mitgehen?

Dieser Angst muss man eine Option entgegensetzen. Freunde: Wir sind nicht gekommen, Dylan zu beerdigen. Hat er nicht unlängst selbst gesagt: „Das ist erst der Anfang“? Jeder Tag ist ein guter Tag, um noch mal richtig mit Bob Dylan anzufangen. Nehmen wir die Schwierigkeit, mit Dylan zu tanzen oder potenzielle GeschlechtspartnerInnen rumzukriegen. Das ist nicht einfach. Aber der Schriftsteller Frank Goosen hat eine frohe Botschaft: Es geht!

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