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Inbegriff des Cabriofahrens

Grüne fordern, Bund solle doppelt so viel Geld in den Bau von Radwegen stecken. Ein entsprechender Koalitionsantrag soll noch vor der Sommerpause fertig sein. Außerdem ist Imagekampagne geplant

aus Berlin KATHARINA KOUFEN

Wenn es draußen schön warm ist, setzt sich der Grüne Rezzo Schlauch gerne mal in ein Cabriolet und lässt sich das spärliche Haar vom Wind zerzausen. Doch das Dandyvehikel ist offenbar nur zweite Wahl. Gestern gestand er vor Journalisten: „Der Inbegriff des Cabriofahrens ist das Fahrradfahren.“

Was der Fraktionsvorsitzende angeblich so leidenschaftlich betreibt, soll auch dem Rest der Bevölkerung schmackhaft gemacht werden. Bereits letzten Herbst hatte die rot-grüne Koalition unter dem frisch ernannten Verkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) beschlossen, einen „Masterplan FahrRad“ nach holländischem Vorbild zu entwerfen. Dessen Ziel ist die Verdoppelung des Anteils der Radfahrer am Gesamtverkehr in zehn Jahren. Derzeit beträgt dieser Anteil in Deutschland 12, in den Niederlanden bereits 27 Prozent.

Der Bundesregierung komme dabei vor allem eine „Kooperations- und Koordinationsrolle“ zu, so Schlauch. Es gehe nicht darum, das Rad gegen das Auto zu stellen. Vielmehr müssten die „Schnittstellen mit anderen Verkehrsträgern“ verbessert werden. So sollten S-Bahn-Stationen mit sicheren Stellplätzen ausgestattet werden. Die Mitnahme von Fahrrädern in öffentlichen Verkehrsmitteln sollte generell erlaubt sein. Der Bau von Radwegen hingegen ist zum größten Teil Sache der Kommunen. Dort spielen sich immerhin 90 Prozent des gesamten Radverkehrs ab: auf dem Weg zum Einkaufen, zur Arbeit, zur Party. Die Kommunen erhalten vom Bund 3 Milliarden Mark, die sie nach ihrem Ermessen für die Finanzierung von Verkehr ausgeben können.

Direkt zahlt und plant der Bund nur die Radwege, die entlang der Bundesstraßen verlaufen. Dafür gibt er 1,2 Prozent seines Bundesstraßenbudgets aus. Diesen Anteil wollen die Grünen nun immerhin auf 220 Millionen Mark verdoppeln. Ein entsprechender Koalitionsantrag sei „in der Mache“, sagte Schlauch. Noch vor der Sommerpause wolle man sich einigen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub lobte gestern die „zügige und schnelle“ Umsetzung. Im Verkehrsministerium wusste man zwar nichts von einer geplanten Aufstockung der Bundesmittel für den Radwegebau. „Wir prüfen aber, inwieweit wir den Kommunen vorschreiben können, mehr Geld für Radwege zu verwenden“, sagte eine Sprecher des Ministeriums der taz.

„Der größte Feind des Fahrrads sind die Vorurteile“, meinen die Grünen. Dabei „liegen seine Vorteile auf der Hand“: Es stinkt nicht, macht keinen Lärm, ist billig, braucht zehnmal weniger Platz als ein Auto, ist im Stadtverkehr schneller als ein Auto. Durch die Förderung des Radverkehrs könnten binnen weniger Jahre mindestens 4 Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger ausgestoßen werden, glaubt Schlauch. Obendrein helfe Radfahren gegen Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt und die Branche rund ums Rad sei mit 8 Milliarden Mark Umsatz jährlich ein „wichtiger Wirtschaftsfaktor“.

Billig und „ungeheuer effizient“ sei die Förderung des Radverkehrs auch für die öffentliche Hand: Ein mit dem Fahrrad zurückgelegter Kilometer kostet gut 2 Pfennig – ein Kilometer in Auto, Bus oder Bahn zehn- bis zwanzigmal mehr. Mit 25 bis 50 Mark pro Einwohner und Jahr könnten Städte fahrradfreundlich werden. Für Berlin hieße das rund 80 Millionen Mark pro Jahr – weniger, als ein Kilometer U-Bahn-Tunnel kostet.

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