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Molukker in Holland

Rund 40.000 Südmolukker leben heute in den Niederlanden. Ihre Familien stammen zu 85 Prozent von den Inseln Ambon und Seram im Osten Indonesiens. 12.500 Ambonesen waren im Frühjahr 1951 gegen ihren Willen ins „Mutterland“ verbracht worden. Sie waren die Opfer eines Krieges, den Holland mit ihrer Hilfe 1945–1949 um seinen Kolonialbesitz in Südostasien führte.

Wie zuvor in den Kriegen gegen das lange Zeit nicht unterworfene Aceh auf der Insel Sumatra (1873–1914) und im Zweiten Weltkrieg gegen den japanischen Aggressor (1942) zeichneten sich die 4.000 Ambonesen in der Niederländisch-Indischen Armee (KNIL) im Guerillakrieg gegen ihre javanischen „Landsleute“ besonders aus.

Kein Wunder, dass sie nach der formellen Entlassung Indonesiens in die Unabhängigkeit (1949) Angst hatten, die indonesische Staatsbürgerschaft anzunehmen oder gar den Militärdienst zu quittieren, um auf das inzwischen von Jakarta besetzte Ambon heimzukehren. Sie forderten daher von der Regierung in Den Haag die Unterstützung einer neu zu gründenden Freien Republik der Südmolukken (Republik Maluku Selatan, RMS), zunächst aber, nach Auflösung der KNIL, die Übernahme in die reguläre holländische Armee.

1951 machte Den Haag dem Schwebezustand ein Ende, schiffte die Familien kurzerhand ein, kleidete die Männer in Uniformen der niederländischen Streitkräfte und entließ sie kurz vor der Ankunft in Rotterdam aus dem aktiven Dienst – ohne Aussicht auf eine Pension, ohne Arbeitserlaubnis, ohne Aussicht auf eine baldige Rückkehr in die Heimat.

Etwa die Hälfte der Familien wurde in Lagern untergebracht, die die Nazis wenige Jahre zuvor für die Deportation holländischer Juden genutzt hatten. Erst 1959 ließ die Regierung in 60 Orten des Landes für die Molukker Wohnsiedlungen bauen. Bis 1989 sollten vor allem die Kinder der Immigranten sich oftmals weigern, in etwas „Festes“ umzuziehen, um so den „Verrat“ Den Haags an ihren Vätern zu dokumentieren. HERA