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■ MonetaHaue dazu

„Haue dazu, wer jetzt unterschreibt“, würde meine Großmutter sagen. Und wenn sie wie Weihnachten und Geburtstag in einem verpackt sind. Und eine schöner als die andere, kiloweise in unsere Briefkästen flattern. Haue dazu.

Wovon ich rede? Mal wieder von den Riester-Policen. Zwanzigtausend Varianten der fraglichen Dinger kommen in den nächsten Monaten zum Einsatz für die große Schlacht um potentielle Kunden. Doch es gibt nicht den geringsten Grund, hektisch zu handeln. Die staatliche Förderung beginnt ohnehin erst ab Januar 2002. Zeit genug, die rosaroten Schleifen zu entfesseln. Zeit genug für jede, zu klären, ob der staatliche Segen sich im eigenen Altersvorsorgedepot als attraktiv erweisen könnte. Wir befinden uns schließlich in Deutschland und nicht in den USA. Und das bedeutet, staatliche Förderung erhalten nur Produkte, die den Erhalt des eingesetzten Kapital garantieren. Bevormundung a la Germany.

Eine derartige Garantie – im juristischen Sinne - lässt sich aber nur über den Erwerb von Absicherungsinstrumenten (teuer!) oder über den generellen Verzicht auf Aktien darstellen. Da das Risiko von Sparplänen in reinen Aktienfonds mit der Dauer der Laufzeit aber immer mehr abnimmt, sollten insbesondere die unter 35-Jährigen ein kritisches Auge auf die angeboten Policen werfen.

Die prozentuale Förderung von unterdurchschnittlich verdienenden, kinderlosen Singles ist so niedrig, dass bereits eine um 2 Prozent schlechtere jährliche Rendite (einer Riester-Police) die staatlichen Zu-schüsse zunichte machen würde. Besonders gewarnt sei vor dem Irrglauben, das Zertifikat „Riester-tauglich“ gäbe eine Garantie für Sicherheit oder gar Rendite. Die Zertifizierungsstelle testiert lediglich die Einhaltung formeller Grundregeln. Und das auch erst im nächsten Jahr. Gönnen Sie sich Zeit und Ruhe zu prüfen! Ansonsten: Haue dazu.

Fotohinweis:Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Schrammsweg 15, 20249 HH, Tel.: 4607 3337, eMail: Info@FrauenFinanzGruppe.de

Susanne Kazemieh

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