Das Orient-Haus verliert seinen Herrn

PLO-Unterhändler Feisal Husseini, der mächtigste arabische Politiker Jerusalems, stirbt an einem Herzinfarkt

JERUSALEM taz ■ Feisal Husseini ist tot. Der 60-Jährige erlag einem Herzinfarkt in Kuwait, wo er an einer Konferenz gegen den Normalisierungsprozess mit Israel teilnahm. Husseini, der 1991 die palästinensische Delegation beim Friedensgipfel in Madrid leitete, war der erste palästinensische Funktionär, der seit dem Golfkrieg Kuwait besuchte.

Husseini war palästinensischer Minister und Bevollmächtigter für Jerusalem. „Zwei Hauptstädte in einer offenen Metropole“ schwebten ihm für die umstrittene Stadt vor, in der seine Familie seit Jahrhunderten den Ton angab. Zu den Husseinis gehörte der legendäre Großmufti Amin Husseini, der sich 1941 mit Hitlerdeutschland gegen England und die Zionisten verbündete. Feisals Vater, Abdel Kader Husseini, führte in den 30ern und 40ern den antizionistischen Widerstand an. Zu den häufigsten Besuchern der Familie, als sie noch in Kairo lebte, gehörte Jassir Arafat, den Abdel Kader Husseini unter anderem den Bau von Bomben lehrte.

Gut 20 Jahre später schloss sich umgekehrt Feisal Husseini den Reihen Arafats und der PLO an. Bereits in den 60er-Jahren appellierte er an den Palästinenserführer, eine politische Lösung ins Auge zu fassen. Feissal Husseini gehörte zu den ersten Palästinensern, die Kontakte zu Israelis aufnahmen und sich für die Zwei-Staaten-Lösung einsetzten. Nach den Osloer Friedensvereinbarungen und der Rückkehr Arafats nach Gaza geriet er ins politische Abseits. Offenbar fürchtete Arafat den Einfluss des jüngeren und vor allem im Verlauf der ersten Intifada sehr populären Husseini. Vom Orient-Haus aus, das seine Familie der PLO als Amtssitz zur Verfügung gestellt hatte, kämpfte er beharrlich um die palästinensischen Rechte in Ostjerusalem.

Gestern fanden sich hunderte Trauergäste im Orient-Haus ein, um gemeinsam mit der Familie des Toten zu gedenken. Die Beisetzung soll heute auf dem Friedhof am Tempelberg stattfinden.

Obschon Husseini in den vergangenen Jahren keinen unmittelbaren Einfluss auf den Friedensprozess hatte, verlieren die Palästinenser mit seinem Tod eine ihrer gemäßigten Stimmen. Gerade jetzt, wo die Konfliktparteien zwischen Eskalation oder Verhandlungen entscheiden müssen, ist das besonders schmerzlich. Bislang tragen die Beratungen mit den US-Botschaftern, die die Umsetzung des Mitchell-Berichts forcieren sollen, wenig Früchte. Israels Premierminister Ariel Scharon warnte seinen US-Amtskollegen Colin Powell, dass er seine einseitig ausgerufene Waffenruhe nicht mehr lange aufrechterhalten könne, sollten die USA nicht ihren Einfluss auf die Palästinenser starkmachen. Erst gestern früh wurde ein israelischer Siedler erschossen. Die Palästinenser fordern unterdessen eine Umsetzung der bereits vereinbarten Verträge, darunter ein weiterer israelischer Truppenrückzug, die Entlassung der so genannten Sicherheitshäftlinge und wirtschaftliche Erleichterungen. Parlamentspräsident Abu Ala sprach von einem Zeitraum von einem Jahr, um sich über die Endstatuslösung zu einigen.