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„Tod den Arabern!“

Arabische Israelis fühlen sich dem Volkszorn ausgesetzt

JERUSALEM ■ taz Infolge der Unruhen nach dem Attentat auf eine Diskothek in der israelischen Stadt Tel Aviv hat die Polizei 34 jüdische Israelis verhaftet. Bis gestern waren noch 12 Männer in Untersuchungshaft. Die Moschee Hassan Bek, unmittelbar gegenüber vom Dolfinarium, wo in der Nacht zum Freitag ein palästinensischer Selbstmordattentäter 21 Menschen und sich selbst in die Luft sprengte, war Ziel des Zorns tausender jüdischer Israelis.

Mit Steinen bewaffnet, griffen die aufgebrachten Demonstranten die Moschee am Tag nach dem Attentat an. Die in der Moschee betenden Muslime fühlten sich dem Zorn der Menge ausgesetzt. „Wo sind eure Gummigeschosse jetzt?“, fragte einer der arabischen Israelis in der Moschee angesichts der zaghaften Versuche der Polizei, die Demonstration einzudämmen. Nur einige zum Teil berittene Polizisten waren im Einsatz.

Auch in dem überwiegend von Arabern bewohnten Stadtteil Jaffo war die Bevölkerung über Stunden Steinewerfern und Straßenblockaden ausgesetzt. Die Demonstranten brachten israelische Flaggen an den Häusern an und steckten Autoreifen in Brand. Einige riefen „Tod den Arabern!“ und „Krieg!“. Nach dem blutigen Anschlag vom Freitagabend herrscht auf Tel Avivs Straßen Hochspannung. „Ich bin schon total paranoid geworden, in jedem orientalisch aussehenden Mann sehe ich einen potenziellen Selbstmordattentäter“, sagte eine Passantin.

Die Bäckerei Abulafia, fast ein Symbol für die friedliche Koexistenz zwischen Juden und Arabern in Tel Aviv, wurde mit Brandbomben angegriffen. Auch gerieten drei Autos in Brand. Insgesamt mussten 16 Menschen zur Behandlung ins Krankenhaus.

Der arabisch-israelische Knesset-Abgeordnete Asmi Bishara verurteilte unterdessen das Verhalten der Polizei, die „nicht schnell genug für eine Evakuierung der Demonstranten sorgte“. Auch der drusische Minister ohne Aufgabenbereich, Salach Tarif, äußerte sein Bedauern über das Verhalten der aufgebrachten Israelis. „Wir sitzen im gleichen Boot wie alle anderen israelischen Staatsbürger“, meinte Tarif.

SUSANNE KNAUL

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