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Wenn Bremer eine Reise tun ...

■ Amerika – alles schneller

„Die Fraktion war in Amerika“, berichtet der CDU-Fraktionsgeschäftsführer Jens Eckhoff. Immerhin 21 Mitglieder seiner Fraktion waren mit, eine Stressreise hatte er organisiert, damit niemand mehr das böse Wort von der „Lustreise“ benutzt. Wichtigstes Ergebnis: Der Bürgermeister soll da auch mal hinfahren! „Nicht nur in Kaliningrad Fahrrad fahren“ soll Henning Scherf, nicht nur Georgien beim Aufbau seiner Justiz helfen, sondern „dahin fahren, wo für das Land Bremen etwas zu erreichen ist“. Boston sei die Stadt mit dem schnellsten Flugkontakt nach Europa, erzählt Eckhoff, sozusagen erste Adresse. „Die erwarten, dass ein Ministerpräsident aufschlägt.“ Wirtschaftssenator Josef Hattig sei einmal in Houston/Texas gewesen, um Kontakte zur Rice Universität zu knüpfen, und der Präsident der Rice University erzähle heute noch, wenn er Besuch aus Bremen hat, begeistert davon. Ohne diesen Besuch hätte es die Verbindung zur Rice Universität nicht gegeben, sagt Eckhoff.

Solche außenwirtschaftlichen Kontakte sind „Vor-investitionen“, unmittelbare wirtschaftliche Erfolge darf man nicht erwarten. In diesem Sinne finanziert Bremen seit Jahren ein Hafen-Büro in New York, aber mit den Hafen-Repräsentanten hat sich die CDU-Fraktion nicht getroffen.

Was lernt man, wenn man nicht als Tourist, sondern als politische Reisegruppe durch Amerika fährt? „Sozialpolitik spielt in Amerika momentan nahezu keine Rolle“, hat Eckhoff gelernt. Das liege daran, dass es praktisch keine Arbeitslosigkeit gebe. Und alles geht schneller in Amerika. Ein Hochhaus in New York steht 13 Monate nach dem Beginn der Planung. Die in Bremen über das Für und Wider von Hochhäusern palavern, sollten dringend nach Amerika fahren! Insbesondere auf diejenigen, die noch nie in Amerika waren, habe die Reise einen „enormen Eindruck“ gemacht, sagt der Fraktionsvorsitzende. K.W.

■ Riga – tolle Partnerschaft

Bremer sind toll. Sogar toller als die Briten,

haben die Rigaer gesagt, sagt der Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) nach der Rückkehr von seiner Reise an die Ost-Ostsee.

Dort, am Ufer der Daugava (Düna), haben die tollen Bremer (Bischof Albert) vor 800 Jahren die Stadt Riga gegründet. Weil das jetzt 800 Jahre her ist, feiert die durch den ehemaligen Bremer Bau-Staatsrat Eberhard Kulenkampff einmal als „das schönere Bremen“ bezeichnete Hansestadt ihr 800-jähriges Stadtjubiläum. Und weil die lettische Hauptstadt (800.000 EinwohnerInnen) Bremens Partnerstadt ist, reisten fast 800 BremerInnen (genau: 250, darunter 60 SelbstzahlerInnen) dieser Tage mit zwei nicht mehr ganz neuwertigen Chartermaschinen dorthin, um gleich im Anschluss an die Großbritannien-Woche Bremen (540.000 EinwohnerInnen) von seiner schönsten

Seite zu zeigen. Das Ergebnis: 1:0 für Bremen

(nach Selbsteinschätzung).

„Es ist eine unheimlich tolle Städtepartnerschaft“, bilanziert Innen-, Kultur- und Sportsenator Bernt Schulte (CDU). Er fuhr auch bei der anschließenden Radtour von Riga über Kleipeda (Joint-Venture-Standort der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft) und Kaliningrad (Bremerhavens Partnerstadt) nach Danzig (auch Bremens Partnerstadt) mit (430 Kilometer, davon 270 geradelt). Aber im Gegensatz zu Scherf durfte er kein Reisetagebuch in der Bild-Zeitung schreiben.

Schultes schönster Eindruck? „Der Auftritt der Volkstanzgruppe der Sportgemeinschaft Oslebshausen – da haben sich die Rigaer spontan beteiligt.“ Der Arbeiter-Samariter-Bund, die Universität, die Handelskammmer, das Bürgerhaus Mahndorf und ungezählte andere tun etwas in und für Riga. Und was können die tollen Bremer von Riga lernen? Schulte: „Genügsamkeit, die Menschen kommen mit weniger aus.“ Ein anderer Delegierter: „Die Musikalität.“ ck

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