Fischer ohne ewige Fanggründe

Protest gegen Einbußen: Kutter blockieren Airbus-Anleger  ■ Von Gernot Knödler

Eberhard Rübcke hat große Sorgen. „Wir wissen nicht mehr, wo wir hin sollen“, sagt der Elbfischer. Seit die Wirtschaftsbehörde mit der Zuschüttung des Mühlenberger Lochs begonnen hat, seien seine Fänge und die seiner Kollegen um 90 Prozent zurückgegangen. Weil Gespräche mit der Behörde kein Ergebnis erzielten, mit dem die Fischer überleben könnten, blockierten sie gestern früh knapp drei Stunden lang mit ihren Kuttern den Fähranleger der Airbus-Fabrik. Das Firmenpersonal musste am Anleger Finkenwerder aussteigen und mit Bussen zum Werk fahren.

Die Fischer schlagen Alarm, weil ihnen nach der Elbvertiefung Fanggründe weggenommen wurden und an den verbliebenen Stellen gebaut wird. Seit Wochen verhandeln sie mit der Wirtschaftsbehörde über ihre Einbußen und einen Ausgleich dafür. Aber die Diskussionen zogen sich hin. „Jetzt ist die Saison voll in Gang, und wir liegen da für nichts und wieder nichts“, ärgert sich Rübcke.

Dass sie Probleme mit ihrem Fang kriegen würden, war von vornherein klar. Im fischereibiologischen Gutachten zur Zuschüttung des Mühlenberger Lochs ist Rübcke zufolge bereits darauf hingewiesen worden, dass während der Bauphase an einer Stelle keine Fischerei mehr möglich sei und an den anderen nur eingeschränkt.

Dabei ist die Stelle, an der die Arbeitsplattformen und Schuten liegen, das Eldorado der Fischer. Hier verengt der Leitdamm des Mühlenberger Lochs den Strom. Scholle, Zander und Stint haben wenig Platz zum Ausweichen, wenn die Fischer ihre Kutter in den Strom stellen und die Netze ausklappen. „Eine solche Super-Stelle kriegen wir nicht wieder“, sagt Rübcke, der seit 40 Jahren über die Elbe tuckert.

Nicht nur das Rütteln und Rammen vertreibt die Fische. Auch der Transport der riesigen Materialmengen übers Wasser, verheißt in den kommenden vier Jahren keine Aussicht auf Besserung. „Jeder, der das sieht“, erzählt Rübcke, „wundert sich: dass ihr da noch schlafen könnt!“ Die Zeit von Anfang April bis Ende November verbringen die Besatzungen der vier Kutter fasst ausschließlich an Bord.

Von der Wirtschaftsbehörde fühlen sie sich im Stich gelasssen, weil im Zuge der Elbvertiefung versprochen worden sei, auf die Betriebe stärker Rücksicht zu nehmen. Stattdessen habe die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes in Kiel das Fahrwasser verbreitert und damit Fanggründe gesperrt. Zwar bemühe sich die Wirtschaftsbehörde auf Hamburger Gebiet darum, Fangplätze zu erhalten. Sie müsse sich aber auch bei der Bundesverwaltung dafür einsetzen.

Gestern Abend setzten sich die Kontrahenten wieder an einen Tisch. „Über das Thema der Verlegung der Fahrwasser-Tonnen ist die Wirtschaftsbehörde im Gespräch mit der zuständigen Bundesbehörde“, ließ Staatsrat Heinz Giszas erklären. „Wenn da gar nix bei rauskommt“, kündigte Rübcke an, „liegen wir morgen wieder da.“