: Transformer
Zerstörte Zimmer rückwärts und brennende Mülltonnen vorwärts: Das Babylon-Mitte zeigt abseitige Kurzfilme
Kurzfilme haben es schwer, in die Kinos zu kommen. Noch viel weniger Chancen auf Aufführung hat dieses Genre jedoch, wenn die Filme abstrakt oder experimentell sind. Wenn überhaupt, dann bekommt man solche Filmkunst nur auf Festivals oder spät nachts auf Arte zu sehen.
Dieser Zustand muss sich ändern, dachten sich die Filmemacher Ute Aurand, Renate Sami und Theo Thiesmayer und riefen deswegen vor vier Jahren den „Filmsamstag“ ins Leben. Seitdem steht jeder zweite Samstag des Monats im Filmkunsthaus Babylon in Mitte im Zeichen der Experimentierfreude. Gezeigt werden von den Machern eigene Erzeugnisse, Filme von Freunden, Bekannten und verwandten Geistern. Wichtig ist dabei nicht, ob es sich um Amateure oder Profis handelt, entscheidend für die Teilnahme ist vielmehr der Enthusiasmus.
Bei der Zusammenstellung der Filmabende sollen die unterschiedlichen Filme zu einer Einheit ergänzt werden. „Themenabend“ nennt man das bei Arte, die Veranstalter reden lieber von „Programmieren“. Dabei trägt jeder Abend die persönliche Handschrift eines der Mitwirkenden: Jeweils einer der inzwischen sieben Beteiligten am Filmsamstag ist für die Organisation einer Veranstaltung verantwortlich.
Der morgige Samstag steht unter dem Motto „Project! – Licht, Zeit, Bewegung – neue Filme aus New York“. Gezeigt werden die Arbeiten von fünf Filmemachern, die hauptsächlich mit Super-8-Material arbeiten. Sie passen aufs beste ins Programm der Reihe, denn was hier gezeigt wird, liegt jenseits aller Sehgewohnheiten. Keiner der fast ausnahmslos stummen Filme besitzt so etwas wie eine Erzählstruktur im traditionellen Sinne.
In der Ankündigung der Veranstaltung heißt es, die gezeigten Filme „transformierten die Wirklichkeit“. Bei Aaron Scott heißt das, dass er in „A Perfect Crime“ die völlige Zerstörung eines Zimmers rückwärts ablaufen lässt. Francois Boué wiederum zeigt drei Minuten lang einen rauchenden Schornstein und eine brennende Mülltonne und nennt das dann „Suspended Fire“. Ob das nun Meisterwerke sind oder nur dilettantische Amateurfilme, muss wohl jeder Zuschauer für sich entscheiden. Oder die Erzeuger der Bilder selbst nach Sinn oder Unsinn fragen. Drei der Filmemacher werden nämlich im Babylon anwesend sein. DANIEL FERSCH
„Project! Neue Filme aus New York“, Sa., 9. 6., 20 Uhr, Filmkunsthaus Babylon, Mitte
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen