Spätes Nebenlebenswerk im Dorffußball
Die TSG aus dem kleinen Nest Hoffenheim steht dank Multimilliardär Dietmar Hopp vor dem Regionalliga-Aufstieg
HOFFENHEIM taz ■ Er hat SAP gegründet, Europas größte Softwarefirma. Als er dem Golfspiel verfiel, baute er sich im nordbadischen St. Leon-Rot für 50 Millionen Mark einen Platz, wo vor drei Wochen noch Tiger Woods bei den German Open begeisterte. Sein Privatvermögen wird auf gut fünf Milliarden Mark geschätzt – damit gehört er zu den zehn reichsten Deutschen.
Jetzt steht für Dietmar Hopp (61) ein spätes Nebenlebenswerk vor der Vollendung. Der Fußball-Dorfverein TSG Hoffenheim, Neuling in der Oberliga Baden-Württemberg, steht vor dem erneuten Aufstieg – in die Regionalliga Süd. Ein Punkt heute beim VfR Heilbronn und die 3. Liga ist geschafft. „Ich muss zugeben“, sagt Hopp, „dass ich vor dem Samstag mehr Lampenfieber habe als vor dem Auftritt von Tiger Woods.“
Hopp betreibt eine Mischung aus Fußballliebe und Heimatsponsoring: „Ich habe da selbst gespielt, viele Tore geschossen und war sogar ein früher Profi. Für jedes Tor hab ich eine Büchse Hausmacherwurst bekommen.“ Die Mannheim Adler hat der Mann 1998 für seinen eishockeyverrückten Sohn gerettet. „Aber Fußball“, sagt er, „ist Vatersache.“
Vor zehn Jahren war der Club aus dem 3.000-Seelen-Dorf bei Heidelberg noch A-Ligist. Jetzt erinnert das kleine Fußballmärchen an den saarländischen SV Alsenborn in den Siebzigern. Mäzen will er nicht gern genannt werden. „Das klingt so behäbig.“ Ob im Aufstiegsfall große Stars kommen: Elber, Beckham? Oder Figo vielleicht? Hopp lächelt. „Figo im Kraichgau . . . Nein, nicht ein einziger. Nur weitere Talente aus der Region, wie bisher.“ Die Ligakonkurrenz spricht auch so vom „FC Bayern des Kraichgau“, und Clubchef Peter Hofmann erlebte bei Auswärtsspielen blanken Neid: „Manchmal war das schon wie Spießrutenlaufen.“
Superreiche Dörfler? Im Aufstiegsfall, kündigt Hopp an, würden wir „ein Novum erleben“: „Alle Spieler haben ihren Beruf; Fußball ist Nebensache und Nebenverdienst.“ In Hoffenheim wird langfristig gedacht: „Unser systematisch aufgebautes Jugendprojekt läuft seit fünf Jahren; da werden wir immer mehr draus schöpfen können.“
Vor zwei Jahren hat der Gönner dem Club ein schmuckes Domizil bauen lassen. Jetzt ist das waldgesäumte „Dietmar-Hopp-Stadion“ oben am Berg fast schon zu klein für bis zu 4.000 Fans. Ob Hoffenheim im Aufstiegsfall wohl in Hoppenheim umbenannt wird?
„Ach nein, das wird nicht passieren“, sagt der Handicap-11-Golfer. Und wann ist Hoffenheim in der Bundesliga? „Nie.“ Schon Regionalliga wäre doch „ein Traum.“
BERND MÜLLENDER