Neue Eskalation

Während die blutigen Kampfhandlungen in Makedonien eskalieren, reagiert Präsident Trajkowski darauf mit widersprüchlichen Erklärungen

SKOPJE taz/ap/dpa ■ Die albanischen Separatisten haben der makedonischen Regierung mit einer massiven Ausweitung der Kämpfe gedroht. In einem am Sonntag gestellten Ultimatum hieß es, sie würden den Krieg in die Städte tragen, wenn die Offensive gegen die Rebellen im Norden des Landes nicht bis Montagmorgen eingestellt werde. Als Ziele wurden der Flughafen von Skopje, Polizeistationen, Raffinerien und andere Einrichtungen genannt.

Auch bei einem Angriff der Regierungssoldaten auf Separatisten in dem Vorort Aracinovo der Hauptstadt Skopje würde die Reaktion genauso ausfallen, hieß es. In Aracinovo lieferten sich Armee und Separatisten am Wochenende mehr als einen Nervenkrieg. Rund tausend militante Albaner hielten Angaben des Innenministeriums zufolge den Ort besetzt. Die Rebellen hätten keine Chance zu entkommen, erklärte Innenminister Ljube Boskovski: „Sie werden vernichtet werden.“

Nicht nur die slawischen, sondern auch mehrere tausend albanische Zivilisten flüchteten vor den Kampfhandlungen aus Aracinovo, das sie bis dato als ihre Hochburg betrachtet hatten. Unterdessen wurde auch im Norden des Landes heftig gekämpft. Bei Lipkovo hielten die Rebellen Trinkwasseranlagen besetzt. Aus diesen Gebieten flohen mehr als 7.000 Makedonier am Wochenende in die serbische Nachbarprovinz Kosovo.

Inzwischen versuchte EU-Außenrepräsentant Javier Solana in Skopje, eine neue Eskalation der Krise zu verhindern. Er begrüßte die Ankündigung eines neuen Friedensplans von Staatspräsident Boris Trajkovskis, der einen teilweisen Straferlass für die Rebellen vorsieht. Am Freitag hatte Trajkovski allerdings auch ein verschärftes Vorgehen gegen die Rebellen angekündigt. Arben Xhaferi, der Chef der größten Partei der Albaner in Makedonien, kennt allerdings nur eine Bedingung für den Frieden: einen sofortigen Waffenstillstand.

Die Staatschefs von 14 europäischen Ländern bekundeten unterdessen am Samstag ihre volle Solidarität mit Trajkovski und verurteilten alle monoethnischen Bestrebungen auf dem Balkan. In der Abschlusserklärung eines zweitägigen Treffens im norditalienischen Stresa hieß es außerdem, die Sicherheit, Stabilität und territoriale Integrität Makedoniens müsse gewahrt werden. Die Rechte von Minderheiten müssten vollständig und einwandfrei anerkannt werden. Zunächst müsse die makedonische Regierung aber den Dialog zwischen den Bevölkerungsgruppen forcieren.