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Sieben mopsige Männer, hohoho

Pärchenclubs: für Männer in Socken und Gummilatschen der ideale Ort, um sich über Autos zu unterhalten

„Dienstagabend? Da kann ich nicht, da hab ich Pärchenclub.“ Peng. Bin hintenübergekippt. Wie soll man auch reagieren, wenn einem ein guter und vertrauenswürdiger Freund so etwas erzählt? Diese Pärchen- oder, wie Else Buschheuer sie nannte, Bärschenclubs kenne ich schließlich aus den Erotiksendungen im Privatfernsehen: Falsche Blondinen in Ferrari-Kalender-Dessous winden sich unter schnauzbärtigen Männern und stoßen unter den Stößen in das obszön vor ihren Mund gehaltene Privatfernsehmikrofon „Macht wirklich Spaß, ah, ah, komme immer wieder, ah, ah!“ hervor.

„Was willst du denn da?“, fragte ich meinen guten Freund also eindringlich, „du bist ja noch nicht mal Pärchen, wen willst du denn da eintauschen, das ist doch unsexy und inszenierter, ekliger Quatsch, um die Sender-Busenquote zu erfüllen!“

„Genau“, sagte mein guter Freund, „das will ich jetzt mal rauskriegen.“ Mittwoch rief er an und erzählte: Das sei gar kein reiner Pärchenclub, sondern auch offen für Singles. Frauen dürften umsonst kommen (harhar), Männer zahlten Eintritt. Er habe also 100 Mark abgedrückt und dann seine Kleidung in einen kleinen Kommissspind hängen müssen. Das habe ihm alles ein freundlicher, nackter Mann mit blauweißen Gummilatschen erklärt. „Dicker als ich!“, sagte mein guter Freund, „da war ich erst mal beruhigt.“ Dann sei er in eine nach Sauerland-Reihenhaus-Hobbykeller aussehende Bar geführt worden, in der sieben tendenziell mopsige Männer um die 40 und eine etwas jüngere mopsige Frau auf Barhockern gesessen und über ihre Autos geredet hätten. Nackt.

„Das war kein schöner Anblick“, sagte mein guter Freund, „diese Männer mit übereinander geschlagenen, weißen Beinen, die Füße in Socken, Haare eher auf dem Rücken als auf dem Kopf, die Familienjuwelen verborgen unter der Plauze.“ Die Frau habe Probleme mit ihrem Honda Civic, der springe öfter mal nicht an, einer der Männer habe ihr eine Werkstatt empfohlen, in der er den Schrauber kenne. Dann habe er versucht, ihr ein Auto zu verkaufen, einen Daihatsu.

Mein Freund habe sich verschämt in der Ecke herumgemopst, Berliner Pilsener getrunken, nach Privatfernsehkameras Ausschau gehalten und versucht, nicht nackt auszusehen. Nach einer Weile sei die Frau aufgestanden und habe gesagt: „Ich gehe jetzt ficken. Wer kommt mit?“ Vier der Männer seien mitgegangen, die restlichen hätten sich weiter über Autos unterhalten. Er sei der Gruppe in „eine Art Hühnerkäfig“ im Nebenraum gefolgt: eine mit Matratzen ausgelegte Kiste. Die Frau und zwei der Männer hätten sich in die Kiste gelegt und angefangen, sich zu befummeln, die anderen von außen durch extra Spannerlöcher zugeschaut. Und dann sei mein Freund gegangen, weil er es so eklig fand.

„Siehste, siehste, siehste!!!“, feixte ich und sang meinem guten Freund triumphierend „Sieben mopsige Männer und eine mopsige Frau, johoho, und ’n kaputtes Auto“ nach der Melodie von „15 Mann auf des toten Manns Kiste, johoho, und ’ne Buddel voll Rum“ vor. „Nenn mich prüde“, sagte ich dann, „nenn mich verklemmt, nenn mich philippinische Betschwester, du kannst sogar einmal den verbotenen Ausdruck ‚Spaßbremse‘ benutzen. Trotzdem: Sex mit einem oder vielleicht zweien kann schon sowohl schwierig als auch interessant genug sein. Aber gleich ’ne Hand voll? Leute, die man vielleicht als Freunde/Nachbarn/Kollegen kennt? Mit Socken und/oder Gummilatschen?“

Seinen Einwand, dass ich mir doch auch eine Orgie mit Menschen ganz nach meinem sexuellen Gusto basteln könne, mit sieben geilen Kotelettenträgern zum Beispiel, wischte ich weg. Erst mal finden, ansprechen (bzw. wortlos kontaktieren), mitnehmen, überreden, bei Bedarf abfüllen. Bis man die sieben zusammen hat, ist es 6 Uhr morgens, und ich will nur noch schlafen. Allein.

Den Männern habe das doch offensichtlich Spaß gemacht in dem Bärschenclub, verteidigte sich mein guter Freund, sonst würden sie doch nicht hingehen. Und die Frau habe auch überhaupt nicht unglücklich ausgesehen. Es ist natürlich möglich, dass die allerallerliebste Sexfantasie der BesucherInnen genau jener Rödelei mit tendenziell mopsigen Autoverkäufern in Hühnerkäfigen, die in Hobbykellerbars eingebaut sind, entspricht . . .

„Man steckt ja nicht drin“, musste mein guter Freund noch geschmacklos, doch immer wieder treffend kalauern. Aber ich bleib doch lieber in meinem Betclub. Allerdings: Zu einer Toga-Party käme ich mit.

Fragen zu Sex & Lügen?kolumne@taz.de

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