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özdemir an der spitze?Der attraktive Realo

Er ziert sich noch. Er wartet darauf, dass man ihn ruft. Doch Cem Özdemir steht in den Startlöchern: als Spitzenkandidat der Berliner Grünen.

Kommentarvon GEREON ASMUTH

Özdemir wäre für die Grünen ein Gewinn. Denn Wahlen werden durch Persönlichkeiten entschieden. Die SPD hat mit Klaus Wowereit, spätestens seit seinem Outing, eine schillernde Topfigur. Die CDU wird mit einem Frontkämpfer oder einem Bundesprominenten polarisieren. Nur bei der PDS ist – ohne Gysi – kein Glamourkandidat in Sicht.

Das ist die Lücke für die Grünen. Denn gerade wegen der absehbaren rot-rot-grünen Koalition müssen sich die drei Parteien im Wahlkampf unterscheiden. Özdemir wäre, schon allein wegen seiner Herkunft und unabhängig von seinen bisherigen Themen, ein Symbol für eine multikulturelle Stadt. Özdemir wäre, allein wegen seiner Arbeit auf Bundesebene und unabhängig von seiner Berlinkompetenz, ein Symbol für eine neue politische Klasse, die Berlinmief durch Metropolenflair ersetzt. Özdemir wäre, allein wegen seines Alters, ein Symbol für den politischen Neuanfang der in zehn Jahren Opposition versauerten Berliner Grünen. Doch Özdemir ist bekennender Realo – und passt somit gar nicht zum traditionell linken Landesverband. Die Berliner Grünen müssen sich entscheiden: attraktiver Frontmann oder politische Kontinuität.

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