Der liebe Gott in Not

Heute beginnt der 29. Evangelische Kirchentag in Frankfurt. Großes Thema ist die Debatte um die Gentechnik. EKD-Chef Kock fordert im taz-Interview Verbot von Forschung mit Stammzellen

BERLIN taz ■ Mit einer ganz neuen Variante der Schöpfungsgeschichte wird sich von heute bis Sonntag der 29. Deutsche Evangelische Kirchentag in Frankfurt am Main beschäftigen. Das Thema Gentechnik wird im Zentrum des ProtestantInnentreffens stehen, zu dem unter dem Bibelwort „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ bis zu 100.000 Teilnehmer erwartet werden. Zum Auftakt des Treffens forderte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, im taz-Interview eine Absage an die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID) und die Forschung an embryonalen Stammzellen. „Menschliches Leben ist keine Ware, sondern etwas durch den Schöpfer Anvertrautes“, so Kock. „Es hat einen Wert in sich und nicht dadurch, dass wir ihm seinen Wert zubilligen.“

Kock forderte außerdem, die Abtreibungsvorschriften bei den Spätabtreibungen „neu zu überdenken“. Es sei ein „unerträglicher Zustand“, dass jedes Jahr „600 lebensfähige Kinder“ getötet würden, weil sie möglicherweise behindert seien. Ähnlich wie Vertreter der katholischen Kirche erklärte auch der EKD-Vorsitzende, in der Frage der Gentechnik „sind wir den Grünen tatsächlich näher als manchen Vertretern der CDU“.

Die Bundestagsfraktion der CDU kündigte gestern an, sie wolle noch vor der Sommerpause eine eindeutige Haltung zur umstrittenen PID finden. Fraktionschef Friedrich Merz kündigte an, bereits in der nächsten Woche werde die CDU einen Gesetzentwurf einbringen, der den umstrittenen Import von embryonalen Stammzellen verbiete. Für einen solchen Import hatte letzte Woche der SPD-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Clement, plädiert. Seine Unterstützung für den Import von Stammzellen durch Bonner Forscher war bei den Kirchen auf massive Kritik gestoßen. BPO

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