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Miese Laune im Nou Camp

Der FC Barcelona und der FC Valencia spielen am Sonntag den letzten Champions-League-Platz der spanischen Liga aus, den Katalanen geht es um das Trostpflaster für eine missratene Saison

aus Madrid REINER WANDLER

FC Barcelona gegen Valencia – der Tabellen-Fünfte (60 Punkte) gegen den Vierten (63 Punkte), lautet das heimliche Endspiel der spanischen Primera División. Real Madrid ist schon seit Wochen Meister. Deportivo La Coruña und RCD Mallorca haben den Einzug in die Champions League geschafft. Die einzige Entscheidung, die am letzten Spieltag an der Tabellenspitze noch aussteht, ist die Vergabe der vierten Fahrkarte zur Liga der europäischen Spitzenclubs. Und um die kicken am Sonntag die Blauroten aus Barcelona und ihre weißen Nachbarn aus Valencia. Beide Mannschaften wollen mit dem Einzug in die Champions League die Saison mit einem Blick nach vorn beenden.

Valencia hat außer dem verlorenen Europapokal-Finale gegen Bayern München nichts vorzuweisen. Zwar spielten die Weißen die ganze Saison oben mit. Doch um wirklich um den Titel zu streiten, fehlte der Biss und vor allem die Torgefährlichkeit. Dennoch schien der Einzug in die Champions League gesichert. Zumindest bis zum vergangenen Wochenende, da brachen sie ein. Valencia verlor zu Hause 0:1 gegen La Coruña. „Bitteres Adios für Héctor Cúper“, titelte die Sportpresse. Der Trainer, der bei Inter Mailand unterschrieben hat und Valencia zweimal hintereinander ins Champions-League-Finale führte, muss jetzt am Wochenende im Camp Nou, dem Stadion von Barcelona, zittern. Mindestens ein Unentschieden benötigt sein Team, um die Saison doch noch versöhnlich zu beschließen.

Für den Rivalen aus Barcelona hingegen wäre die Teilnahme am europäischen Turnier nur ein Trostpflaster für ein völlig verpatztes Jahr. Der frühe Abgang in der Champions League, das Ausscheiden gegen Liverpool aus dem Uefa-Cup, das Scheitern in der Liga, für die Blauroten bleibt nur noch die Hoffnung auf den spanischen Pokal. Auch die Entlassung von Trainer Serra Ferrer nach dem Scheitern an der Anfield Road konnte die Tendenz nicht wenden. Die Bilanz ist allzu mager für einen Club, der sich die Spielzeit 160 Millionen Mark kosten ließ. „Die Saison ist enttäuschend“, gesteht auch der bisherige Interimstrainer Carles Rexach ein, der am Dienstag bekannt gab, dass er in Kürze einen Zweijahresvertrag als Chefcoach unterzeichnen werde.

„Die Probleme der Mannschaft begannen vor vier oder fünf Monaten“, sagt Rexach. Rivaldo, Kluivert, Petit, Overmars, Frank de Boer – der Club der großen Namen ist in eine Art Totenstarre verfallen. Ideenloser Fußball wird da geboten. Oft reicht es nicht einmal für zwingende Torchancen. Seit Luis Figo zu Anfang der Saison im teuersten Fußballtransfer aller Zeiten zum Erzrivalen nach Madrid wechselte, fehlt ein Mann mit Autorität, der den Rest der Elf begeistern könnte. Schlechte Laune hat sich breit gemacht, Einzelgänge statt Teamwork prägen das Spiel.

Wer von Klubpräsident Joán Gaspart Ideen erwartet, wie der Club aus der Krise geführt werden soll, der verlangt zu viel. Gaspart, seit einem Jahr im Amt, verpasste es, mit dem Erlös aus dem Figo-Transfer gute, junge Spieler einzukaufen, um von Grund auf eine neue Mannschaft aufzubauen. Mit dem Rückgang des sportlichen Niveaus leerten sich auch die Kassen, ein Wegfall der Champions-League-Einnahmen würde noch größere Löcher reißen. Bereits vor ein paar Wochen nahm Gaspart einen Kredit von 70 Millionen Mark auf.

Mit dem Aussitzen ist es nach dem Sonntag endgültig vorbei. Viele Spieler wollen das Handtuch werfen. Petit und Kluivert möchten weg, Rivaldo versteckt seine Unzufriedenheit nicht. Und was die Anhänger des FC Barcelona am meisten schmerzt: Joán Gaspart hat die Symbolfigur der Blauroten vergrault: Pep Guardiola kündigte bereits im April. Dennoch hat Gaspart bisher nur einen neuen Spieler verpflichten können: Riquelme, den Star der Boca Juniors.

Barça-Coach Carles Rexach möchte noch nicht an die nächste Saison denken. Er blickt nur auf das Spiel am Sonntag. Und befürchtet, dass ein Sieg gegen Valencia – der alles noch halbwegs ausbügeln würde – nicht zuletzt an der psychischen Verfassung der Blauroten scheitern könnte. „Wenn jedes Spiel zur großen Aufgabe wird, dann ist das mental nur schwer zu schaffen“, glaubt Rexach. Und die Blauroten spielen schon seit Monaten mit dem Gedanken, dass das nächste Spiel ein entscheidendes ist.

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