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Kirche bleibt im Dorf

■ Bertelsmann und Jahr-Familie behalten ihre Beteiligung an Gruner + Jahr. Vorstand Kundrun wird der Rücken gestärkt

Der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann und die Hamburger Verlegerfamilie Jahr halten an ihren Beteiligungen am Hamburger Verlag Gruner + Jahr (G+J) unverändert fest. „Es gibt keine Überlegungen der Gesellschafter zur Veränderung der Beteiligungsverhältnisse bei Gruner + Jahr“, teilten die drei Unternehmen gestern gemeinsam in Hamburg mit.

Sie reagierten damit auf Medienberichte, die in den vergangenen Tagen von Spannungen zwischen Bertelsmann und der Jahr-Familie berichtet hatten. Außerdem war über die Position des G+J-Chefs Bernd Kundrun, der gleichzeitig im Vorstand von Bertelsmann ist, spekuliert worden. In der Erklärung machten die Anteilseigner deutlich, dass Kundruns Doppelmandat nicht in Frage stehe.

An der Gruner + Jahr AG ist die Bertelsmann AG mit 74,9 Prozent beteiligt, die Jahr Holding GmbH & Co KG mit 25,1 Prozent. Der europaweit führende Hamburger Zeitschriftenverlag gibt mehr als 100 Magazine und Zeitungen in 13 Ländern heraus und verzeichnete im Geschäftsjahr 1999/2000 bei Umsätzen von rund 5,7 Milliarden Mark einen Jahresüberschuss von 753 Millionen Mark.

„Der Vorstand von Gruner + Jahr führt die Geschäfte eigenständig und ausschließlich im Interesse der Gesellschaft. Er unterliegt nicht Weisungen der Gesellschafter“, heißt es in der Mitteilung. Auch Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff unterstrich in einem unternehmensinternen Interview die Rolle von Kundrun: „Bertelsmann steht hundertprozentig hinter seinen Entscheidungen.“

Im Zusammenhang mit Plänen von Bertelsmann über einen Börsengang in den nächsten drei Jahren hatte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel die Meinung von In-vestmentbanken wiedergegeben, die sich an teils komplizierten Eigentumsverhältnissen in Ablegern des Konzerns und Vetorechten von Minderheitsgesellschaftern störten. Daraufhin hatte die Jahr-Familie bereits öffentlich klargestellt, sich nicht von ihren Anteilen trennen zu wollen. „Es gibt weder Überlegungen noch Gespräche, die darauf abzielten, Anteile der Familie Jahr zu übernehmen“, erklärte Middelhoff. „Unsere Begierde, dafür viel Geld in die Hand zu nehmen, ist ohnehin gering.“

Aus der Familie Jahr sitzt Angelika Jahr im G+J-Vorstand. Sie ist Herausgeberin und Chefredakteurin von G+J-Titeln wie Schöner Wohnen, Essen + Trinken, Marie Claire und Living at home. Ihr Vater hatte die Verlegerdynastie 1924 mit der Zeitschrift Sportchronik begründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgten Magazine wie Constanze, die in der Brigitte aufging, Capital und Schöner Wohnen. Diese Titel sind noch heute Aushängeschilder von G+J. Der Name Jahr blieb erhalten, als sich 1965 drei Unternehmen in Hamburg zusammenschlossen: der Henri Nannen-Verlag von Gerd Bucerius, der Constanze-Verlag von Jahr sen. und die Druckerei von Richard Gruner. Zur Jahr-Gruppe gehören heute Unternehmensbeteiligungen und Immobilien. lno

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