Tote Badehose im Freibad

■ Öffentliche Freibäder sind nicht immer offen / Bei Bremer Schmuddelwetter stehen wetterfeste Badegäste vor verschlossenen Toren / Doch: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Conny Froeboess mit ihren eingepackten Badehosen und Schwes-terleins hat gut trällern: Der Wannsee hat ja auch bei jedem Wetter auf. Im Gegensatz zu den Bremer Freibädern, die bei Schmuddelwetter schon mal frühzeitig die Schotten dicht machen, wie beispielsweise am Sonntagabend im Stadionbad.

„Wenn ein bis zwei Stunden niemand kommt, dann schließen wir vorzeitig“, erklärt der Betriebsleiter Günther Maas. Die Stammgäste würden noch bis zum Nachmittag abgewartet. Dann sei es laut Hausordnung eine Ermessensfrage, ob es sich noch lohnt, auf besseres Wetter zu warten. „Die Bilanz war seit acht Jahren nicht mehr so mies wie in diesem Juni“, sagt Maas. Lange Gesichter wegen vorzeitigem Einlassschluss gibt es in seinem Bad allerdings nur am Wochenende. In der Woche ist immer bis 20 Uhr geöffnet.

„Die Stammgäste wissen Bescheid“, sagt Maas, der seit 32 Jahren im Stadionbad arbeitet und seine rund 120 täglichen Stammgäste persönlich begrüßt. Die kämen bei Wind und Wetter. „Die anderen merken erst nach drei Tagen, dass gutes Wetter ist“, so der Stadionbademeister. „Es muss im Auto zu heiß sein“ ist die Erfahrung des Betriebsleiters Heiko Widula im Heidbergbad. Dessen Stammgäste werden zum Teil telefonisch daran erinnert, dass bei Regenwetter um 14 Uhr geschlossen wird. Auch im Waller Bad ist bei Mieswetter nachmittags tote Badehose.

Hardcoreschwimmer-freundlich sind das Horner Bad und das Schlossparkbad in Sebaldsbrück. Letzteres hat ab nächstem Montag – wenn das Hallenbad Urlaub macht – täglich bei 21,5 Grad Wassertemperatur eiskalt wetterunabhängig geöffnet. „Um die Verträge mit Saisonkarteninhabern erfüllen zu können, muss ein Freibad immer auf sein“, erzählt Sabine Braunschweig, seit 1979 in der Schwimmbad-Branche und in der vierten Saison im Horner Freibad. Ganze 3,50 Mark hatte sie gestern bis um 15 Uhr eingenommen.

Schwimmen als körperliche Ertüchtigung ist im Zeitalter der Fitnessstudios offenbar out. Gestern war wieder eine Schulklasse im Stadionbad, sechste Klasse: „Von 16 Kindern ziehen gerade mal vier die Badesachen an!“, berichtet Maas. Dabei geben er und sein Team sich alle Mühe, die Leute auch nach dreißig Jahren noch bei der Stange zu halten. Die 30 bis 40 täglichen Frühschwimmer kriegen Kaffee und ein Schwätzchen. Maas stellt sich individuell auf seine Gäs-te ein. Zum Beispiel auf die Senioren. Wenn die 80-Jährigen im Wasser sind, schickt er Mitarbeiter zum Fegen am Beckenrand. „Aber unauffällig, die wollen ja nicht beaufsichtigt werden.“ Eiken Bruhn

Bäder-Hotline: 6915110