: Wasser im Keller
Unwetter verursacht Wasserschaden in weiterem Bundestagsneubau. Feuerwehr war im Dauereinsatz
Ein Unglück kommt auch beim Bundestag selten allein: Ein halbes Jahr nach dem ersten Wasserschaden in einem Berliner Parlamentsneubau ist jetzt der zweite Neubau von einem Regenwassereinbruch betroffen. Mit solchen Vorfällen hat der Bundestag schon in Bonn schlechte Erfahrungen gemacht: Der Neubau des Bonner Abgeordnetenhauses „Schürmann-Bau“ war 1993 nach einem schweren Rhein-Hochwasser zum millionenteuren Sanierungsfall geworden. In Berlin drohte der erste Wassereinbruch den Umzugstermin für die Parlamentarier zu gefährden. Ähnliche Befürchtungen werden sich nach Einschätzung der Bundesbaugesellschaft jedoch auch bei dem neuerlichen Unglück nicht bestätigen.
Der Wasserschaden im Paul-Löbe-Haus gegenüber dem neuen Bundeskanzleramt wurde durch die schweren Regenfälle am Sonntagabend verursacht, wie ein Sprecher der Bundesbaugesellschaft sagte. Eine unterirdische Zisterne sei übergelaufen. Die Fallrohre seien von Abfall verstopft gewesen, deshalb sei das Wasser etwa 15 Zentimeter hoch in ein Tiefgeschoss gedrungen. Inzwischen sei das Wasser weitgehend abgepumpt. Der Schaden sei in keiner Weise mit dem im benachbarten Jakob-Kaiser-Haus zu vergleichen. Dort waren Ende November vergangenen Jahres nach einem Wasserrohrbruch mehrere Untergeschosse, darunter ein Technikgeschoss, überflutet worden.
Die starken Regenfälle und heftigen Gewitter beschäftigten die Feuerwehr in der Nacht zu gestern auch andernorts. Betroffen waren insbesondere die Innenstadtbereiche. Die Feuerwehr war stundenlang im Einsatz, um Keller leer zu pumpen sowie herumliegende Bauteile und umgestürzte Bäume zu beseitigen.
Bis gegen 1 Uhr mussten die etwa 600 eingesetzten Retter deswegen 380 Mal ausrücken, sagte ein Sprecher gestern Morgen. Damit habe die Zahl der Einsätze insgesamt fast 1.230 erreicht. „Etwa 800 Fälle in 24 Stunden ist ohnehin der Normalfall.“ Ein Mann sei in der Rudower Kanalstraße in einem Boot durch Blitzschlag verletzt und in ein Krankenhaus gebracht worden.
In mehreren Stadtteilen kam der Verkehr zum Erliegen. So mussten in Tiergarten, Mitte, Wedding, Schöneberg und Lichtenberg mehrere überspülte Fahrbahnen zeitweilig gesperrt werden, teilte die Polizei mit. In mehreren Unterführungen hätten die Wasserstände bis zu einen Meter erreicht. Zu schweren Verkehrsunfällen sei es durch das besonnene Verhalten der Autofahrer jedoch nicht gekommen.
Die heftigsten Regenfälle gingen nach Angaben des deutschen Wetterdienstes Potsdam über dem Alexanderplatz nieder, wo binnen 12 Stunden 21 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel kamen. DPA
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