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schnittplatzRumscobeln

Jetzt also um Mitternacht aufstehen. Um 5 Uhr in die Maske. Und um 5.30 „Guten Morgen!“ rufen, und dabei gute Laune versprühen wie ein zünftig geschultes Callcenter-Girl.

Aber sie haben’s ja nicht anders gewollt. Die neuen ARD-Morgenmagazin-ModeratorInnen Elke Bröder und Gerd Scobel, die gestern das erste Mal die ersten Neuigkeiten des öffentlich-rechtlichen Tages anbieten durften, haben das bei ihrer Premiere eigentlich ganz schnafte hingekriegt.

Scobel, der Kulturmann, der Exphilosophiestudent, Träger des Deutschen und Bayerischen Fernsehpreises, zappelte zwar noch ein bisschen nervös vor dem grau-gelben Hintergrund herum, was man von ihm in seiner Sendung „Kulturzeit“ auf 3Sat gar nicht kannte. „Rumscobeln“ würde man dieses Gezappel in Zukunft denn auch folgerichtig nennen, witzelte der Sportkollege Peter Grossmann, wie immer begrenzt komisch, aber gut gemeint.

Elke Bröder, die überzeugte Ost-Westfalin, hatte dagegen Spaß am frühen Dönekes-Kloppen und ließ sich auch vom CDU-Jungspunt und Berliner Oberbürgermeisteranwärter Steffel beim Schaltgespräch nicht aus der Ruhe bringen. Sie lacht viel, die Dame, und vor der Kamera viel zu lachen, ohne dabei nach allzu sehr aufgezwungener Fröhlichkeit zu klingen, ist schon mal kein schlechter Anfang. Die langjährige Radiofrau scheint den gut gelaunten Part der Doppelmoderation übernehmen zu wollen, Scobel, erwartungsgemäß, den seriösen, kritischen.

Eigentlich müsste die Kultur ihm fehlen: „TV ist bereits TV total“, mäkelte er neulich in der Zeit und bemängelte, dass Kultursendungen im aktuellen System „einen störenden Fremdkörper“ darstellten. Auch die Quotenhatz der Öffentlich-Rechtlichen wurde von ihm gegeißelt. Nun wird er aber mit einer Sendung leben müssen, in der Kultur nicht nur einen sehr geringen Teil einnimmt, sondern die auch noch genauso vom Quotengezerre abhängig ist wie alle anderen öffentlich-rechtlichen Magazine. Dafür hat er ein breiteres Publikum.

Die beiden sind medienerfahren und gleichzeitig anscheinend noch nicht abgegessen genug, um sich mit Interesse durch die frühen Morgenstunden mit ihrem breiten Themenspektrum zu palavern. Mal sehen, wann sie müde werden. JENNI ZYLKA

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