Putin im Kosovo

Der russische Präsident tritt als Schirmherr der Südslawen auf. Er macht Front gegen die UÇK in Makedonien

LJUBLJANA taz ■ Bei seinem Besuch in Kosovo und Belgrad zeigte sich Wladimir Putin in seinem Element. Denn als erster Präsident Russlands besuchte er die Region, in der nicht nur russische Truppen im Rahmen der KFOR stationiert sind, sondern in der seitens der orthodoxen Bevölkerung, der Serben und Makedonier, auch große Erwartungen an ihn gestellt werden. Die orthodoxe Bevölkerung wünscht sich ein starkes Russland, das in der Lage ist, den Spielraum der westlichen Politik einzugrenzen.

Hier konnte der Präsident Russlands zeigen, dass er diesen Erwartungen gerecht wird, zumal viele Hoffnungen auf Russland in den letzten Jahren enttäuscht worden sind. Vorgänger Jelzin wollte nicht vergessen, dass Slobodan Milošević die Putschisten gegen ihn und bis Mitte der 90er-Jahre zudem nationalistische Extremisten in Moskau unterstützt hatte. So blieb sein Engagement in entscheidenden Fragen in Bezug auf den Balkan zögerlich. Während der Nato-Luftschläge gegen Jugoslawien 1999 gab es zwar scharfe Worte des Protestes und sogar den Versuch am Flughafen von Priština, vor den Nato-Truppen vor Ort zu sein. Doch Jelzin ließ sich wieder in die internationale Strategie einbinden. Dass die russischen Truppen im Kosovo nicht wie die USA, die Franzosen, Briten, Deutschen und Italiener ein Besatzungsgebiet zugewiesen bekamen, sondern unter deutscher und amerikanischer Kontrolle ihren Dienst tun müssen, missfiel den russischen Militärs.

Putin will eine solche Niederlage nicht mehr hinnehmen. Seine Warnung an die Albaner, an die UÇK-„Terroristen“ in Makedonien, klang markig. Indem er die internationale Gemeinschaft aufforderte, bedingungslos Front gegen die UÇK zu machen, nutzte er die Gunst der Stunde, um bei der orthodoxen Bevölkerung zu punkten und jene westlichen Diplomaten zurechtzuweisen, die nach wie vor für direkte Verhandlungen mit der UÇK sind, um den Krieg zu beenden.

Putin setzt für Makedonien auf die militärische Karte. Dabei sollte ihm das Schicksal der russischen Truppen in Tschtschenien eine Warnung sein. Zwar kontrollieren sie Tschetschenien, sind jedoch in einen blutigen Kleinkrieg verwickelt. Ohne Aussicht auf eine politische Lösung.

ERICH RATHFELDER