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Von Hunten und Hasen

Nicht nur für Igel ein Gewinn: Buxtehude ist einer der fahrradfreundlichsten Orte Norddeutschlands und ein ideales Ausflugsziel  ■ Von Eberhard Spohd

„Das gibt es wirklich“, soll Bundespräsident Theodor Heuss ausgerufen haben, als er auf einer Dienstreise einen Wegweiser nach Buxtehude sah. Und tatsächlich: Eine Menge Menschen scheinen die Hansestadt, in der zwei Igel einen Hasen beim Wettlauf besiegen konnten und in der die Hunde mit dem Schwanz bellen, nur als fabelhaften Ort zu kennen. Dabei ist die Gemeinde ideal gelegen, sie mit dem Fahrrad zu besuchen.

Von Hamburg aus bieten sich für einen Tagesausflug zwei Möglichkeiten. Eine längere Tour – ca. 40 Kilometer – führt vom Anleger Finkenwerder, der regelmäßig von den HADAG-Fähren von den Landungsbrücken oder Teufelsbrück angefahren wird, quer durch das Alte Land in das 36.000-Einwohner-Städtchen. Der kürzere, aber nach dem Verblühen der Obstbäume schönere Weg beginnt ebenfalls auf dem Schiff. Die Fähre vom Anleger Blankenese (nicht im HVV) bringt einen direkt zum Este-Sperrwerk in Cranz, dem idealen Startplatz für eine Fahrt über den Deich am kleinen Seitenfluss der Elbe.

Malerisch mäandert das bis Buxtehude schiffbare Gewässer. An seinem Ufer liegen die Obstplantagen, dazwischen Städtchen wie Königreich, Hove oder Estebrügge, in denen noch etliche Altländer Fachwerkhäuser mit ihrer strukturierten Fassade und den Schwanenhälsen an den Giebeln, die das Böse abwehren sollen, stehen. Stets der Este folgend sieht der Radler schon von weitem die Buxtehuder St. Petri-Kirche, deren Turmspitze statt eines Wetterhahns ein Seepferdchen ziert – das allerdings eher einem Drachen ähnelt. Dank der Verkehrsberuhigung, die bereits Anfang der 80er Jahre durchgeführt wurde, ist Buxtehude eine der fahradfreundlichsten Ortschaften Norddeutschlands. Entlang des Hafens – den ein Hamburger niemals als solchen identifizieren würde, weil nur ein Schiff zur Zeit hineinpasst -, vorbei an der Schmuckfassade des Heimatmuseums und den Stadtgraben entlang erschließt sich die schöne Altstadt schnell.

Der Rückweg nach Hamburg, etwas hügeliger als die Hinfahrt, führt in östlicher Richtung über Eilendorf und Immenbeck nach Övelgönne. Hier sollte man unbedingt die Wassermühle aus dem Jahre 1674 besuchen. Weiter geht es durch Wulmstorf in das Naturschutzgebiet Fischbeker Heide. Immer geradeaus entlang des Fischbektals ist der Weg sicher nicht einer der besten, dafür lässt sich die schöne Landschaft bei dem eher mäßigen Tempo prima genießen. Ab Neugraben fährt die S-Bahn in die Hamburger Innenstadt.

Ob nun die Hunde in Buxtehude tatsächlich mit dem Schwanz bellen? Das tun sie in der Tat. Als die erfahrenen Holländer im 13. Jahrhundert mithalfen, das Moor tro-ckenzulegen, auf dem die Stadt erbaut ist, fiel ihnen auf, das die Kirchglocken noch mit dem Hammer geschlagen wurden. Viel zu anstrengend, befanden sie, und banden Stränge daran, um sie zum Schwingen zu bringen. Und wenn man dann noch weiß, dass Glocken auf holländisch Hunte heißen, und dass sie in dieser Sprache bellen, wenn sie läuten, dürfte alles klar sein.

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