kellers randspur: sonntag
Ausbeutung
„Captain Zoom“
400 Lichtjahre entfernt verfolgt ein findiger Dreikäsehoch das irdische Fernsehprogramm. Dabei ergeht es ihm wie manchen Kritikern, und er verwechselt das Gezeigte mit dem Gemeinten, glaubt also mit der Titelfigur der Science-Fiction-Serie „Captain Zoom“ eine echte Heldennatur vor sich zu haben. Grad so jemanden benötigt sein drangsaliertes Völkchen justament, weshalb der stramme Recke ohne Umschweife aus einer Live-Sendung direkt ins karge Feldlager versetzt wird. Statt guten Mutes aber zeigt der weichliche Mime ausgeprägtes Desinteresse an erdenfernen Freiheitskämpfen, muss ergo erst einmal erzogen werden, ehe es in den Krieg geht . . . Neben etlichen Unbekannten ließ sich auch Nichelle Nichols dazu bewegen, den herrlichen Serienhelden der Fernsehfrühzeit Tribut zu zollen.(8.45 Uhr, RTL II)
Aufsässigkeit
„Vulcanus, der Titan“
Mars, der Kriegsgott, weilt auf Erden // Feilt insgeheim an einem Plan // Bestrebt, der Weltherrscher zu werden // Legt er sich kühn mit den Olympiern an // Vulcanus wird aufgetragen // Dem Frevler Einhalt zu gebieten // Er packt den Mars robust beim Kragen // Und liest ihm markig die Leviten (14.40 Uhr, Kabel 1)
Aufwertung
„Bud und Doyle –Total schädlich“
Der Originaltitel „Bio Dome“ war nicht gut genug für Deutschland, wo man in Sachen Blödsinn ja stets die Maximallösung anstrebt und sich deshalb für „Bud & Doyle – Total Bio. Garantiert schädlich“ entschied. Für die Fernsehausstrahlung wurde das Ungetüm dann wieder gestutzt. Besagter Bio Dome ist der Schauplatz des Geschehens, an dem Wissenschaftler das autarke Leben üben, bis ihnen die Rotzlümmel Pauly Shore und Stephen Baldwin ins Gehege kommen . . . Pauly-Shore-Filme werden ausschließlich von Menschen gesehen, die in der Videothek auf bunte Cover reinfallen. Hier aber macht auch Kylie Minogue mit, und das ist einigen Mitmenschen Grund genug, sich zu überwinden.(17.15 Uhr, Pro7)
Aufregung
„Das Geheimnis des Grabmals am Nil“
In den Kinos ist soeben die Mumie zurück- und eingekehrt, aber das eher als Computer- denn als Lichtspiel durchgehende Opus erscheint doch ein wenig reizarm. Es geht auch anders: Fred Olen Ray erhielt 1986 Zugang zu einigen Kulissen, die zuvor von einer Werbeproduktion genutzt worden waren, trieb rasch die B-Filmgrößen Cameron Mitchell, John Carradine, Sybil Danning und Michelle Bauer zusammen und kurbelte behänd einen Exploiter um eine wiedererweckte und fürchterlich mordlustige ägyptische Prinzessin namens Nefratis herunter. Hier werden die niederen Instinkte noch korrekt bedient. (20.15 Uhr, Kabel 1)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen