: Kitas jetzt im Internet
■ Städtische Vereinigung bereitet sich auf Platzausbau vor und wirbt mit einer Plakataktion um gesellschaftliche Aufwertung
Einen kleinen Vorgeschmack auf die Kita-Card versuchte der Chef der stadteigenen „Vereinigung der Kindertagesstätten“, Martin Schaedel, gestern bei der Vorstellung seines Jahresberichts zu vermitteln. Er präsentierte stolz eine Internetseite (www.kitas-hamburg.de), auf der Eltern sich ab sofort über die 173 Vereinigungs-Kitas, deren Konzepte und freie Plätze informieren können. Begleitet wird der Netz-Auftritt von einer 500.000 Mark teuren Plakatkampagne „Wir schreiben Klein groß“, die zur „gesellschaftlichen Aufwertung“ von Kitas beitragen soll.
„Wir stellen fest, dass der Bedarf wächst“, sagte die zweite Vereinigungs-Vorsitzende, Hedi Colberg-Schrader. Vor allem im Krippenbereich steige die Nachfrage, weil immer mehr Frauen schon nach einem Jahr Babypause in den Beruf zurückwollen. Hamburg habe allein für Kinder unter drei Jahren einen Mehrbedarf von rund 6000 Plätzen. Colberg-Schrader: „Obwohl über 60 Prozent unserer Ganztagsplätze Krippenplätze sind, gibt es lange Wartelisten.“ Überhaupt sind freie Plätze rar. Von den 173 Kitas haben derzeit nur 20 welche zu bieten.
Die Leitung der Vereinigung, die in Hamburg bereits über 22.000 Plätze anbietet, geht davon aus, dass das jüngst von SPD-Chef Olaf Scholz gegebene Wahlversprechen, einen Rechtsanspruch für Berufstätige bis 2005 schrittweise einzuführen, in die Tat umgesetzt wird. „In der Verwaltungsebene merken wir, dass sich ernstlich auf einen Ausbau vorbereitet wird“, erklärte Schaedel. Er rechne damit, dass ingesamt 10.000 neue Plätze geschaffen würden. Auch denke die Vereinigung neben dem Ausbau vorhandener Kitas über vier neue Standorte nach.
Colberg-Schrader und Schaedel nehmen ihren Optimismus auch aus der bundesweiten Diskussion um Familienpolitik, die einmütig zu dem Schluss kommt, dass Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert werden muss. Bei einem Ausbau, so Colberg-Schrader, sei die Kita-Card das fachlich sinnvollere Steuerungs-system, weil die Plätze schneller dort entstehen könnten, wo sie gebraucht würden. Allerdings sei der alte Streitpunkt, „welchen Eltern werden Kita-Cards in welchem Umfang bewilligt“ noch nicht vom Tisch. Schaedel dazu: „Wir sind mit dem Amt darüber im Gespräch und haben den Eindruck, dass sich das aufeinander zubewegt.“
Derzeit werden die Kita-Plätze noch von den Jugendämtern zugewiesen. Kommt die Kita-Card im Sommer 2003, können Eltern die Einrichtung selbst aussuchen. Die Eintrittskarten für die bunte Kita-Welt verteilen aber weiterhin die Ämter. Kaija Kutter
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