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Schlaglöcher angucken

■ Mit dem „Pavement-Mangement-System“ sollen Straßen besser repariert werden können

Schlaglöcher, Rumpelstrecken, Untergrabungen durch Ratten: Bremens Straßen werden immer ostzonaler. Das soll sich jetzt ändern: Als erste Großstadt Deutschlands führte Bremen das aus Kanada stammende „Pavement-Management-System“ ein, zu Deutsch ungefähr die Begutachtung von Bürgersteigen, Fahrradwegen und Asphaltdecken. Das Straßenverkehrsamt will nämlich endlich genau wissen, wann Presslufthammer und Dampfwalzen in Bremen anzurücken haben. Ingenieure fuhren im VW-Bus in den vergangenen zwei Jahren bereits 900 stadtbremische Straßenkilometer ab und trugen alle Schlaglöcher in ihre Computer ein. Heraus kam: Wenn nur Notreparaturen durchgeführt werden, sinkt der Straßenwert in den nächsten zehn Jahren von derzeit 1,8 auf 1,4 Milliarden Mark. Bis zum Sommer nächsten Jahres sollen jetzt auch die Schlaglöcher von Bremen-Nord, im Hafen und die in bislang nicht erfassten Ministraßen in die Rechner. Kosten: 900.000 Mark, die Baudeputation segnete jetzt zusätzliche 670.000 Mark für das Projekt ab.

Da beißt sich die Katze in den Schwanz, meint Dieter Mützelburg von den Grünen: Natürlich sei es gut zu wissen, wie es um die Straßen bestellt sei. Aber: „Gleichzeitig kürzen sie die Mittel für Straßenausbesserung um zwei Prozent auf fünf Millionen Mark: Eigentlich ist es also egal, dass man mit Pavement Management weiß, wann eine Straße zu reparieren ist – dafür ist eh kein Geld da.“

Erstmals hat sich vergangene Woche der Ortsbeirat Schwachhausen mit der Materie befasst: „Wir haben beschlossen, dass es nötig ist, die Fahrradwege in der Parkallee auszubessern“, sagt Ortsamtschef Werner Mühl. Übrigens: Nach „Pavement-Management“ kommt demnächst das „Bauwerk-Management-System“ für alles andere, was in Bremen noch kaputtgehen kann.

ksc

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