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Das Büro ist tot, es lebe das Office!

■ Sekretärin heißt heute „Office Manager“, statt Telex gibt's Internet: Kongress über die Vorzimmerdame der Zukunft

Die Sekretärinnen der alten Schule sterben aus. Vorbei ist's mit dem Bild der adretten Vorzimmerdame, die mit Feile und Lack ihre Nägel bearbeitet, bis sie die Stimme des Chefs zum Stenoblock greifen lässt. Schöne neue Welt: Jetzt zieht die Globalisierung auch in die Vorzimmer ein. Schneller tippen, neue Technik, neue Namen: Internet statt Telex, Dienst nach Vorschrift gibt's nicht mehr und Sekretärin heißt heute „Office manager“.

Deshalb lädt der „Bundesverband Sekretariat und Büromanagement“ (bsb) am Freitag zum Kongress „e-office im e-business“ ins Maritim ein.

„Die Zeiten und somit auch die Aufgabenbereiche ändern sich“, sagt bsb-Bundeschefin Monika Gunkel, die 300 Teilnehmer erwartet. Bremen ist die deutsche Hochburg der Sekretärinnen: Mit 100 Mitgliedern stellt der Stadtstaat umgerechnet auf die Einwohnerzahl den zweitgrößten Regionalverband im Bundesgebiet.

Zunächst geht es der deutschen Sprache an den Kragen. Die hat im E-Zeitalter nichts mehr zu suchen: „Althergebrachte Begriffe wie Sekretariat und Büro sollen künftig entfallen“, sagt Sigrid Schäffer von der Bremer bsb-Regionalleitung, die den dementsprechend progressiven Namen „Joint-Forces-Team“ trägt. Schäffer sagt (auf Deutsch): „Das Internet basiert auf der englischen Sprache, deswegen formen wir den Office-Begriff.“

Weil Englisch so wichtig ist, fragt Schirmherr und Bildungssenator Willi Lemke (SPD) gleich zu Beginn des Kongresses: „Warum fordert das E-Business zum lebenslangen Lernen heraus?“ Zum Relaxen gibt's dann ein „Power-Frühstück“, gefolgt vom Referat „Vom Lipstick zum Laptop – die Frau in der Business-Welt“. Auch die Frage aller Fragen trauen sich die Sekretärinnen der Zukunft zu stellen – ob sie nämlich nicht durch Bits und Bytes einfach wegrationalisiert werden: „Wie viel Mensch braucht das E-Business?“ heißt ein weiterer Vortrag.

Allerdings kann die Globalisierung auch im Büro ganz lehrreiche Seiten haben: So bietet der bsb Kurse an, wie der „Office-Manager“ rundum e-tauglich werden kann: Mit „integrativem Selbstmanagement“, „Mind Mapping“, aber auch mit „Live Balance“, „Qui Gong-Kursen“, Theaterbesuchen oder sogar Literaturtreffs.

Auch die Gleichberechtigung soll ins Büro, pardon, ins „Office“, einziehen. Bislang sind nämlich nur schlappe ein Prozent aller Sekretäre auch tatsächlich männlich. Gunkel: „Ein Anstieg wäre wirklich wünschenswert.“

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Das „Forum des Bundesverbandes Sekretariat und Büromangement e.V.“ tagt am 29.6.im Maritim Hotel Bremen. Tagungsbeitrag: 250 Mark.

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