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Kölner Medien-Häppchen, kalt serviert

Darum ist es am Rhein so schön: Bei der „Cologne Conference“ wird vor allem über die Nachfolge des Conference-Chefs Lutz Hachmeister diskutiert

So glamourös wie in Cannes oder Las Vegas geht es bei der 11. Cologne Conference nicht zu. Es sind eher die Macher als die schillernden Stars der Fernsehbranche, die sich in Köln seit Donnerstag noch bis morgen die Hände schütteln. Entsprechend gedämpft sind die Gespräche: Es geht ums Geschäft.

Marktschreierisch kommen da allenfalls einige der über 250 Filme, Dokumentationen, Serien oder Comedy-Formate daher. Auf vier Veranstaltungsorte verteilt sich das Festival der Flimmerkiste – in der Messehalle warten die Fernsehfirmen auf potenzielle Käufer ihrer Produktionen, die im Independent-Kino „Filmhaus“ und an den Rheinterrassen gezeigt werden. Für die repräsentativen Empfänge ist ein Schiff am Rhein vor Anker gegangen, vis à vis der Kölner Skyline. Lässig schlendern die geladenen Gäste durch die Büffetberge. Hauptsache unaufgeregt – das scheint das Motto dieses in seiner Größe und Programmfülle einzigartigen Events. 7.000 Fach- und Laienbesucher tummeln sich in diesem Jahr am Rhein. Doch trotz aller Coolness wird die Cologne Conference morgen mit einem Paukenschlag enden. Denn Lutz Hachmeister, seit Beginn Chef des Festivals, hängt seinen Posten an den Nagel. Offiziell will er sich stärker seiner neu gegründeten Produktionsfirma widmen. Nicht ganz unwichtig für die Entscheidung dürfte allerdings auch das ständige Gerangel mit dem „Medienforum NRW“ sein, dem Fachkongress für Medien des Landes Nordrhein-Westfalen. Hier wird, parallel zur „Conference“, der gesellige Rahmen für Programmdirektoren, Produzenten und Politiker geliefert, die sich und ihre Arbeit im Medienzirkus alljährlich verorten. Hachmeister wollte seine Conference seit Jahren aus dem Medienforum herauslösen. Widerstand kommt vor allem von der Landesregierung, die weiß, dass die Cologne Conference das Zugpferd des sonst eher farblosen Medienforums ist. Die Erfüllung seiner Wünsche könnte für Hachmeister nun mit seinem Abschied zusammen fallen. Am morgigen Mittwoch soll bei einem Spitzengespräch mit Vertretern der Landesregierung und dem Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) vereinbart werden, die Cologne Conference ab 2002 als eigenes Event mit neuem Standort (dem MediaPark in Köln) zu etablieren – sagt Hachmeister. Ministerpräsident Wolfgang Clement mochte am Wochenende allerdings nur bestätigen, dass es „Überlegungen in diese Richtung“ gebe. Heinz Günter Clobes vom Adolf-Grimme-Institut, Mitausrichter der Conference, fände einen „früheren Termin sinnvoll“. Weil die Cologne Conference an das Medienforum gekettet ist, laufen die TV-Neuvorstellungen relativ knapp vor ihrem Start, der üblicherweise im Herbst liegt.

Die Nachfolge Hachmeisters ist ungeklärt. Der alte Chef gab denn auch die Devise für die Zukunft aus: Vermehrt sollen internationale Stars angelockt und auch die schwer zugänglichen Märkte in Großbritannien und den USA erschlossen werden. Ein erster Schritt ist die diesjährige Kooperation mit den „Emmy Awards“. Für die Aufstockung des Budgets gebe es, so Hachmeister, bereits konkrete Pläne. So kommt vielleicht in den nächsten Jahren etwas Glamour nach Köln. SEBASTIAN SEDLMAYR

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