Hinter Gittern

Perus ehemaliger Geheimdienstchef Montesinos wurde in Venezuela festgenommen. Jetzt soll er in Peru vor Gericht

BUENOS AIRES taz ■ Es ist nur einige Tage her, da versicherte der venezolanische Präsident Hugo Chávez bei einem Staatsbesuch in Peru, dass der ehemalige Chef der peruanischen Geheimdienste, Vladimiro Montesinos, nicht in Venezuela abgetaucht war. Sollte er dort aber gefunden werden, so versicherte er dem künftigen peruanischen Präsidenten Alejandro Toledo, „werde ich diesen Montesinos ausliefern, noch vor dem nächsten Hahnenschrei“. Chávez hat Wort gehalten. Am Samstag wurde Montesinos in der venezolanischen Hauptstadt Caracas festgenommen, noch am Sonntagabend wurde er in ein Flugzeug Richtung Lima gesetzt.

Der noch bis zum 27. Juli regierende Übergangspräsident Valentin Paniagua versicherte, Montesinos werde wie jeder Kriminelle der Justiz vorgeführt und könne mit einem fairen Prozess rechnen. Montesinos zählt zu den meistgehassten Menschen in Peru. Er war die rechte Hand des autoritären Präsidenten Alberto Fujimori und hat aus dem Hintergrund die Fäden des Regimes gezogen. Die Liste der Anklagepunkte, die Montesinos vorgeworfen werden, ist lang: Drogenhandel, Geldwäsche, Korruption und Veruntreuung von Staatsgeldern sind die wichtigsten. Auch wird ihm das Massaker einer von ihm befehligten paramilitärischen Gruppe an einem Professor und neun Studenten im Jahr 1992 an der Universität La Cantuta zur Last gelegt.

Vor acht Monaten, nach dem Ende der Regierung Fujimori, gelang Montesinos die Flucht aus Peru. Gejagt vom FBI und auf internationalen Fahndungslisten ausgeschrieben, gelang es Montesinos, sich nach Venezuela durchzuschlagen. Schon lange gab es Gerüchte, wenn auch keine Beweise, dass er dort untergetaucht sei. In Caracas soll er sich, wie Zeitungen berichten, zwei Gesichtsoperationen unterzogen haben, um unerkannt zu bleiben. Präsident Chávez erklärte einem Fernsehsender, Montesinos habe „Fehler begangen. So kamen wir auf seine Spur.“

INGO MALCHER