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Da ist kein Mord und Totschlag drin

Ellis Kaut, die geistige Mutter des Pumuckl, erhält den Kulturpreis „Pro Meritis Scientiae et Litterarum“

„Ich komm’ noch öfter auf die Welt, weil mir Geburtstag so gefällt!“, kräht der Pumuckl, den es in die Werkstatt des Schreinermeisters Eder verschlagen hat. Das reimt sich. Und was sich reimt, ist gut. Der bayerische Kulturpreis „Pro Meritis Scientiae et Litterarum“ reimt sich nicht, gilt aber dennoch als eine der höchsten Auszeichnungen, die der Freistaat zu vergeben hat. Am 5. Juli wird er der Schriftstellerin Elisabeth Preis verliehen, die den rotschopfigen Kobold unter ihrem Mädchennamen Ellis Kaut in die Welt gesetzt hat. Vor 38 Jahren.

Als 1963 der Bayerische Rundfunk bei der Kurzgeschichten- und Kinderbuchautorin nach einer neuen Hörfunkreihe anfragte, erfand sie das naive Klabautermännchen – wie es die Legende will, weil ihr Mann sie einmal so genannt hatte.

Überhaupt entspreche der Pumuckl ihrem Wesen, erklärte die 80-jährige Dame einmal: „Er will niemandem etwas Böses tun. Er rebelliert gegen Vorschriften und Konventionen, er stellt Dinge und Gebräuche in Frage.“ Und das in den Sechzigerjahren. In Bayern. Als 1965 eine entsprechende Buchreihe auf den Markt kam, hatte die schon eine Auflage von 300.000.

Um der literarischen Figur ein adäquates Aussehen zu verpassen, schrieb Kaut an der Münchner Kunstakademie einen Wettbewerb aus. Die Blaupause für den Pumuckl lieferte die Künstlerin Barbara von Johnson: Stets barfuß, mit rundem Bäuchlein und roten Haaren geisterte er darauf durch Bilderbücher, Covers von Schallplatten und Kassetten.

Nur unwesentlich wurde das Erscheinungsbild den jeweiligen Erfordernissen der Zeit angepasst: Seit er 1978 seine TV-Karriere begann, gehören gelbes Hemd und grüne Hose zur Grundausstattung. Wichtiger noch als das Aussehen aber war die Stimme, für die von Anfang an der kongeniale Hans Clarin hinter dem Mikro stand. Den gelassenen Widerpart übernahm der bayerische „Volksschauspieler“ Gustl Bayrhammer, der sich seinen Kobold nur vorstellen konnte – der wurde von einem ungarischen Trickfilmstudio nachträglich in die Szenen montiert. Mit großem Erfolg, konnte die Serie doch nach Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien, Griechenland, Brasilien, Israel, China und Spanien verkauft werden. Dort heißt der Pumuckl „Pumuky“.

Nach Bayrhammers Tod wurde die Rolle des Meister Eder nicht mehr neu besetzt, der Zwerg klabautert seitdem wieder als Schiffskobold über die Meere. Rund 100 Geschichten hat Kaut über den Pumuckl geschrieben, rund 10 Millionen Mal hat er sich inzwischen verkauft. Kaut erhält Fanpost aus aller Welt, aus Kinder- und Altersheimen. „Da ist kein Mord und Totschlag drin“, erklärt sich die Autorin den Erfolg ihrer Figur.

Für ihre schriftstellerische Arbeit ist sie bereits mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und der Stadtmedaille „München leuchtet . . .“ ausgezeichnet worden. Am Dienstag nun verlautbarte das bayerische Wissenschaftsministerium, dass Kaut zu den diesjährigen sieben Preisträgern des „Pro Meritis Scientiae et Litterarum“ gehört – neben Stars wie dem Schauspieler Mario Adorf und Zubin Mehta, dem Chefdirigenten der Bayerischen Staatsoper. Eine sehr hohe Auszeichnung für einen vorlauten kleinen Kobold. Eine würdige Auszeichnung für seine Schöpferin. ARNO FRANK

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