: Weitergrummeln statt losjammern
■ Den Hamburger SV plagt bereits jetzt das Verletzungspech – Rodolfo Cardoso: kein Comeback in den nächsten Monaten
Frank Pagelsdorf ist nicht gerade zu beneiden. Schon in der vergangenen Saison verzichtete der Trainer des Hamburger SV nach verkorksten Spielen seines Teams fairerweise meist darauf, über die große Anzahl von verletzten Spielern zu jammern. Stattdessen verlegte er sich stets aufs Grummeln. Das kann er weiter so halten: Die neue Spielzeit hat noch nicht einmal begonnen, und schon liegen etliche seiner Angestellten flach.
Am schwersten mag der Ausfall des Mittelfeldregisseurs Rodolfo Cardoso wiegen. Der Argentinier muss sein Aufbautraining für etwa zwei Monate unterbrechen, weil sein ohnehin schon seit Monaten verletztes Knie immer wieder anschwillt. Der bekannte Münchener Doktor Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt verordnete dem 32-Jährigen nach einer Visite „strengste Ruhe“ für sechs bis acht Wochen. Das angeschwollene linke Knie dürfe nicht einmal durch das gelenkschonende Aquajogging belas-tet werden, riet der Arzt. Damit kann Cardoso die Hinrunde der Fußball-Bundesliga abhaken, denn selbst wenn er nach zwei Monaten wieder mit leichten Übungen beginnen kann, fehlt ihm die Fitness für die Punktspiele.
Cardoso zeigte sich nach der niederschmetternden Prognose frus-triert: „Ich hatte mir so viel vorgenommen, nun drehe ich langsam durch.“ Mit homöopathischen Infusionen soll sein Knie wieder abschwellen, im Reha-Zentrum wird der HSV-Profi in nächster Zeit nur ausgesuchte Programme absolvieren. Ins Traininslager nach Leogang wird das Team ohne den Argentinier reisen.
Einen Ersatz für den Ballkünstler hat der Hamburger SV nicht im Visier. Nach der geplatzten Verpflichtung des Ex-Bochumer Yildiray Bastürk steht kein neuer Regisseur auf der Einkaufsliste. „Spieler dieses Kalibers müsste man sich schnitzen. Und Notlösungen kaufen wir nicht“, sagte Sportchef Holger Hieronymus.
Auf eine längere Pause muss sich auch Carsten Wehlmann einstellen. Der Torhüter wurde gestern im Krankenhaus Elim an der Sehne des linken kleinen Fingers operiert. Über Probleme jeweils an der rechten Achillessehne klagten Erik Meijer und Milan Fukal, auch wenn beide am Montag mit ins Trainingslager nach Österreich reisen. Und dann ist da auch noch Jan Sandmann: Der 28-Jährige, schon in der vergangenen Saison dauerverletzt, muss nach einem Muskelfaserriss noch etwa drei Wochen pausieren. Trotzdem gilt für Frank Pagelsdorf: Kein Grund zu jammern. else/lno
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen