: Geschenkte Profs
■ Universität bekommt interdisziplinäres Zentrum für Bio-Informatik
Hamburger Forscher sind noch nicht so dreist wie die Kieler und lassen sich Embryonenzellen schenken (siehe S. ). An der Hamburger Uni werde derzeit keine Stammzellenforschung betrieben, „weder an adulten Zellen noch an Embryonenzellen“, erklärte Universitätsklinik-Direktor Heinz-Peter Leichtweiß gestern. Er schließe aber nicht aus, dass man man eines Tages dazu kommen könnte, Zellen von Erwachsenen rückwärts zu entwickeln und an diesen zu forschen.
Die Universität werde im Herbst zu diesem Thema in einem Veranstaltungsforum eine „sorgfältige Diskussion“ führen, kündigte Uni-Präsident Jürgen Lüthje an. Eine einheitliche Haltung zur Embryonenforschung gebe es nicht.
Auf einem anderen Gebiet machen Hamburgs „Lebenswissenschaften“, wie Lüthje sie nennt, gerade einen großen Schritt nach vorn. Die Stadt bekommt dank zweier gestifteter Lehrstühle ein „Zentrum für Bioinformatik“ – der Basistechnologie der Zukunft, wenn man den Dekanen der Fachbereiche Medizin, Biologie, Chemie und Informatik glauben möchte, die gestern das Projekt der Öffentlichkeit präsentierten. Mit Bioinformatik könne man die „extrem verrauschten und unsicheren“ Daten einer menschlichen DNA-Analyse erst deuten, erklärte Biologie-Dekan Georg Mayr. Bioinformatik sei auch für die Medizin von „ungeheurer Bedeutung“ bekräftigte Leichtweiß. So könne man in virtuellen Zellen „Ereignissimulation“ betreiben und beispielsweise erkennen, wie Krankheitserreger auf Medikamente reagieren.
Finanziert wird das Zentrum, das ab Wintersemester 2001 an der Bundesstraße seine Arbeit und ab Wintersemester 2002 Studierende aufnehmen wird, mit 5 Millionen Mark von der „Leidenberger Müller Stiftung“. Die Stiftung gehört Prof. Freimut Leidenberger, der in den 80er Jahren als Mitbegründer der damals stark umstrittenen Reproduktionmedizin von sich Reden machte. Rund 600.000 Mark für eine dritte Professur bringen die Fachbereiche selber auf.
Er sehe sich nicht als der „Stifter“, sondern als der „Investor in die Zukunft“, erklärte Leidenberger. An der Bioinformatik seien auch die in Hamburg ansässigen Biotechnologie-Unternehmen „in höchsten Maße interessiert“.
Kaija Kutter
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