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Retten, was zu retten ist

Der Umweltverband GÖP will die Süßwasser-Tideauen pflegen oder das, was auf Hamburger Gebiet davon übrig geblieben ist  ■ Von Gernot Knödler

Die Gesellschaft für ökologische Planung (GÖP), ein gesetzlich anerkannter Naturschutzverband, hat sich vorgenommen, die auf Hamburger Gebiet übrig gebliebenen Süßwasser-Tideauen zu pflegen. Mit finanzieller Unterstützung der HEW-Umweltstiftung sollen sie renaturiert, geschützt und der Öffentlichkeit nahe gebracht werden. Kai Schnille von der GÖP äußerte sogar die Hoffnung, es könnte überdies ein neues Naturschutzgebiet rund um die Spadenländer Spitze geschaffen werden.

Die Süßwasser-Tideauen zwischen Geesthacht und Glückstadt sind ein Lebensraum, der in Europa seinesgleichen sucht. Das im Rhythmus von Ebbe und Flut steigende Süßwasser der Elbe erlaubt Arten das Überleben, die anderswo hoffnungslos verloren wären – der extrem seltene Schierlings-Wasserfenchel oder die unscheinbare Wiebelschmiele. Beide Arten sind endemisch – sie kommen nur im Süßwasserbereich der Unterelbe vor.

Doch ihr Platz auf Erden ist bedroht. Immer größere Flächen sind in den vergangenen Jahrzehnten eingedeicht und der Tide entzogen worden. Die mit der Elbvertiefung einhergehende Vergrößerung des Tidenhubs hat die Vielfalt ihrer Ökosysteme beeinträchtigt. Der wirtschaftliche Expansionsdrang der Stadt, dem gerade ein großer Teil des Süßwasserwatts im Mühlenberger Loch zum Opfer fällt, tut hier ein Übriges. Mit ihrem Elbauen-Projekt will die GÖP jetzt retten, was zu retten ist. „Wir sind einfach unter Druck“, sagt Schnille.

Er und seine Mitstreiter wollen daher zunächst die Strukturvielfalt der bestehenden Schutzgebiete Heuckenlock-Schweenssand, Neßsand, Rhee und des neuen Naturschutzgebiets Borghorster Elblandschaft erhöhen – dabei werden sie zum Beispiel Steinschüttungen entfernen und Priele öffnen. Und um den Hamburgern klar zu machen, welche Schätze sie vor ihrer Haustür haben, ist ein Elbauen-Büro mit Informationszentrum geplant. Die Wilhelmsburger Wasserburg, das letzte Außendeich-Bauernhaus in Hamburg, hatten sie dafür auserkoren und bereits vorbereitet (taz berichtete). Vor einigen Monaten ist allerdings der Dachstuhl abgebrannt, so dass sich jetzt die Frage stellt, ob die Sanierung des alten Hauses finanzierbar ist.

Auch die Elbvorländer, die nicht geschützt sind, hat die GÖP im Blick. „Wir erarbeiten gerade Vorschläge, was man da besser machen könnte“, sagt Schnille. Möglicherweise werde man neue Schutzgebiete vorschlagen. In Frage kämen der Kreetsand in Wilhelmsburg und die Spadenländer Spitze, wo das Deich-Vorland wiederhergestellt wird, die Filterbecken in Kaltehofe und Moorfleet und Teile des Holzhafens in der Billwerder Bucht, der begrenzt der Tide ausgesetzt ist.

Ganz am Horizont schließlich steht die Idee, die ökologischen Schätze des Hamburger Hafens aufzuspüren und zu sichern. Mit dem neuen rot-grünen Naturschutzgesetz seien, so Schnille, die Chancen dafür gewachsen. Denn künftig muss etwa das Zuschütten von Hafenbecken ökologisch ausgeglichen werden.

Viel Arbeit für einen Verband mit weniger als 100 Mitgliedern, der bereits neun Naturschutzgebiete und einige kleine Flächen pflegt. Für das Elbauen-Projekt will die GÖP daher eine Vollzeit-Stelle für einen Biologen oder eine Biologin schaffen. Die Hauptlast werden aber weiterhin die Mitglieder, Zivis, FÖJler und die vielen freiwilligen Helfer tragen, bis hin zu Schulklassen, die sich in ihren Projektwochen mit der Natur auseinandersetzen wollen.

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