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Chaos auf Mallorca

Weil Busfahrer den dritten Tag streiken, müssen tausende Touris Urlaub in Flughäfen machen. Nur wer viel Geld hat, kommt schnell ans Meer

MADRID taz ■ Sie hatten sich die schönsten Tage des Jahres sicher anders vorgestellt. Statt in einem Hotel mit Strand auf den Balearen packten Tausende von Touristen ihre Luftmatratzen und Badetücher am Wochenende bereits auf den Flughäfen aus: in Palma de Mallorca, in Menorcas Hauptstadt Mahon und in Ibiza-Stadt. Mit stoischer Ruhe und Getränken, die die Reiseleiter zur Verfügung stellten, harrten sie der Dinge, die nicht kamen.

Denn die balearischen Busfahrer streikten gestern bereits den dritten Tag. Die 1.500 Taxen und die hunderte von Mietwagen, die die Badegäste stattdessen in ihre Unterkünfte bringen sollten, waren restlos ausgebucht. Sieben Stunden Wartezeitwaren normal. Durch das Chaos in den Flughafenhallen kam es auch bei den Abflügen zu mehrstündigen Verspätungen.

Zwar vermittelte am Samstag die Inselregierung erfolgreich zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, die eine 17,5-prozentige Lohnerhöhung für die nächsten drei Jahre fordern. Doch den 4.000 Fahrern, von denen nur wenige gewerkschaftlich organisiert sind, war dies nicht genug. Sie wollten bis gestern Abend weiter streiken.

Seit Freitag benutzten insgesamt eine halbe Million Urlauber die drei Flughäfen der Balearischen Inseln. Die meisten von ihnen kommen aus Deutschland oder aus Großbritannien. Viele verpassten ihren Rückflug mangels Zubringerdienst. Aus lauter Angst, am Montag zu spät zur Arbeit zu kommen, schleppten manche ihr Gepäck zu Fuß vom Hotel zum Flughafen.

In Palma de Mallorca campieren über 8.000 Urlauber in den Flughafenhallen. Die Zahl der ankommenden Flüge wurde auf 18 pro Stunde beschränkt, um das Chaos in den Griff zu bekommen. Für viele Urlauber bedeutete dies bereits zu Hause das Aus für ihre Ferien. In Ibiza stellte die spanische Armee drei Zelte auf. In Menorca wurde der Flughafen nachts geöffnet, um die verspäteten internationalen Charterflüge abwickeln zu können. Die Tourismusbranche erwarteten Verluste von 118 Millionen Mark.

Anstatt ihr Reiseunternehmen wegen der schlechten Organisation zu verfluchen, zeigen sich britische Urlauber und auch Spanier erbost über die deutschen Reiseveranstalter, die nicht vor Unkosten zurückscheuen und kurzerhand ganze Taxiflotten für 1.200 Mark pro Fahrzeug und Tag anheuern. „Wir sind ja schon daran gewöhnt, dass die Deutschen uns in den Hotels immer die Sonnenliegen wegschnappen, aber das hier stellt ja wohl alles in den Schatten“, zitiert das Londoner Boulevardblatt News of the World einen englischen Urlauber.

REINER WANDLER

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