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Kluge Stifte mit Sekundärtugenden

Was sich die Handwerkskammer zur Bürgerschaftswahl wünscht  ■ Von Gernot Knödler

Die Klage ist so alt, wie die Erfindung des Angestellten: Gutes Personal ist schwer zu kriegen. Dementsprechend stehen eine bessere Allgemeinbildung und eine Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik auf kleine und mittlere Unternehmen ganz oben auf der Wunschliste, die mehr als 400 Betriebe auf Bitte der Handwerkskammer ausfüllten. Die Kammer präsentierte sie gestern bei der Vorstellung ihrer Prüfsteine für die Bürgerschaftswahl im September.

Auch in dem Forderungskatalog, den Kammerpräses Peter Becker und sein Geschäftsführer Jürgen Hogeforster vorstellten, steht das Thema Bildung weit oben. Derzeit hapere es an der Allgemeinbildung und an der Vermittlung von Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit und respektvollem Benehmen, sagte Becker. Die Hauptschule müsse ihren Unterricht zugunsten der schwachen Schüler stärker an der Praxis ausrichten. Vorbild kann Hogeforster zufolge die Produktionsschule Altona sein.

Um auch den 15 Prozent der Schulabgänger, die nach den langjährigen Erfahrungen der Kammer nicht ausbildungsfähig sind, eine Chance zu geben, müssten neue Ausbildungsberufe geschaffen werden. Überhaupt sollte „allen Arbeitslosen ein Arbeitsplatz oder eine Fortbildung angeboten werden“, verlangte Becker. Wer dieses Angebot ablehne, müsse den Anspruch auf Unterstützung verlieren und aus der Arbeitslosenstatistik gestrichen werden.

Den staatlich geschaffenen Zweiten Arbeitsmarkt will Becker auflösen und durch ein Kombilohn-Modell ersetzen. Bei diesem würden Stadt und Arbeitsamt die niedrigen Gehälter von leistungsschwachen Mitarbeitern aufstocken. Die Stadt müsse 16 Prozent des Geldes für Arbeitsförderung dem Handwerk zugute kommen lassen – dem Anteil des Handwerks an der Zahl der Beschäftigten entsprechend.

Die Mittelstandsförderung müsse sich auf alle Bereiche erstrecken: von der Exportförderung über die Bereitstellung günstiger Flächen – mindestens 15 Prozent in jedem Bebauungsplan – bis hin zur Vergabe öffentlicher Aufträge. Diese dürften nicht an Generalunternehmer vergeben werden, die die Preise der Handwerker drücken, und müssten sich streng an die Tarife halten. Öffentliche Unternehmen dürften sich nicht um öffentliche Aufträge bewerben und seien vollständig zu privatisieren. Den privaten Betrieben müsse der Senat zur Stärkung ihrer niedrigen Eigenkapitalquote unter die Arme greifen.

Verkehrspolitisch folgt die Handwerkskammer den Forderungen der Handelskammer. Sie will den Autobahnring, eine Verflüssigung des Autoverkehrs, weniger Poller, mehr Parkplätze und Vorrang für den Wirtschaftsverkehr. Der öffentliche Nahverkehr lasse sich kostenlos ausbauen: Eine Verbesserung würde sich durch eine wachsende Kundschaft selbst finanzieren, vermutete Hogeforster. „Dafür gibt es Beispiele aus anderen Städten.“ Schade nur, dass der HVV daran nicht glaubt.

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