: Weg von Mono-Kultur
■ Ausländerbeauftragte Neumann fordert Mehrsprachigkeit in Kitas und Schulen
Hamburgs Ausbildungssystem orientiert sich zu stark an der deutschen Sprache. Das kritisierte die Ausländerbeauftragte Ursula Neumann gestern beim Forum „Kita, Schule, Ausbildung: Im Korsett der Monokulturalität“ der Patriotischen Gesellschaft. Es sei besorgniserregend, dass die Qualität der Bildungsabschlüsse in den letzten Jahren stagniere und der Anteil von Migrantenjugendlichen in Ausbildung sogar zurückgehe, sagte Neumann: „Die Bildungsinstitutionen leisten nicht, was sie sollen.“
Weder gelänge es in vorschulischen Einrichtungen, die Kinder ausreichend mit Deutschkenntnissen zu versorgen, noch erreichten so viele Migrantenkinder hohe Bildungsabschlüsse, wie es ihrem Anteil an der Schülerschaft angemessen wäre. Auch grenzten große Firmen ausländische Jugendliche mit Tests aus, die ihre Kompetenz in anderen Sprachen nicht berücksichtigt.
Bereits in den Kitas müsse zweisprachliche Förderung einen höheren Stellenwert einnehmen, fordert Neumann. Dafür müssten mehr nicht-deutsche ErzieherInnen ausgebildet und eingestellt werden. So würden in Kitas von Kindern durchschnittlich drei Sprachen gesprochen, von den BetreuerInnen aber nur zwei. Neumann sprach sich gegen eine Kindergartenpflicht aus. Wohl aber sollte Sprachförderung als Kriterium für die Kita-Card gelten.
Hamburgs Schulwesen sei mit der Ausweitung der zweisprachigen Alphabetisierung schon auf dem richtigen Weg. Die Herkunftssprache müsse aber auch im Fachunterricht mehr berücksichtigt werden. So ergebe ein wissenschaftliches Gutachten, dass die zeitlich und didaktisch ausreichende Einbeziehung der Herkunftssprache zu besseren Schulerfolgen führe. Demgegenüber bliebe eine „isolierte Zweitsprachenförderung“ ohne Anschluss an den Fachunterricht wirkungslos. Die Herkunftssprache der Schüler müsse als „Rescource“ begriffen werden, von der auch Deutsche profitieren.
Knapp ein Drittel der ausländischen Jugendlichen hat keine Ausbildung. Das Grundproblem, so Neumann, liege nicht in vermeintlichen Defiziten, es wirkten vielmehr „andere Ausschlussmechanismen“. So würden Jugendliche oftmals anfangen, ohne Ausbildung zu arbeiten, weil das Sozialhilfegesetz sie dazu zwingt. Kaija Kutter
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