Erst verabschieden, dann prozessieren

Am Samstag wird die Fifa ihr neues Transfersystem durchdrücken. Schon jetzt gibt es dagegen eine Klage

DÜSSELDORF dpa ■ Die Verabschiedung des neuen Transfersystems durch den Kongress des Fußball-Weltverbandes Fifa am Samstag in Buenos Aires gilt als sicher. 20 Tage später jedoch steht die Reform schon auf dem juristischen Prüfstand: Dann nämlich wird die Klage der internationalen Spielergewerkschaft Fifpro gegen den zwischen den Europäischen Kommissionen und der Fifa vereinbarten Kompromiss vor einem Gericht in Brüssel verhandelt. „Wir halten diesen Schritt für schädlich, weil er die politischen Möglichkeiten zukünftig schwächt“, kritisierte der Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV), Ernst Thomann, die Fifpro. Fifa-Präsident Joseph Blatter, der heute auf der Exekutivsitzung die Transferreform noch einmal beraten lässt, zeigt sich von der Fifpro-Klage unbeeindruckt: „Die Reform ist ausgearbeitet und wird verabschiedet. Davon gehe ich aus.“

Dass die von 20 Spielern unterstützte Klage bereits am 27. Juli das Reformwerk wieder kippen wird, ist unwahrscheinlich. Sowohl Fifpro als auch Fifa werden wohl den ganzen Instanzenweg gehen, der beim Europäischen Gerichtshof enden würde. „Dies wird mindestens fünf Jahre dauern. Deshalb beurteilen wir das Ganze gelassen. Denn in dieser Zeit wird sich das neue System als tragfähig erweisen“, meint Thomann, dessen Verband aktiv am Gelingen der Reform mitgewirkt hat.

Kernpunkt des am 5. März erzielten Kompromisses zwischen Fifa und EU ist, dass Spieler bis zum Alter von 28 Jahren ihre Verträge mindestens drei Jahre einhalten müssen; bei einem Alter über 28 Jahren gelten zwei Jahre. Geldbußen oder Sperren sind bei einseitigen Kündigungen möglich. Vereinbart wurde zudem, dass bei Wechseln von Spielern unter 23 Jahren Transferentschädigungen für den auszubildenden Verein fällig werden. Für die Fifpro, die das einseitige Kündigungsrecht der Spieler zu jeder Zeit durchsetzen will, steht die Neuregelung laut Klageschrift im Widerspruch zu den „Menschenrechten“ und den „grundlegenden Rechten der Arbeiter“. Sie stellten „übermäßig und ungerechtfertigt die Arbeitgeberkreise des Fußballs zufrieden, die bestrebt sind, einen sehr lukrativen Handel mit Fußballspielern fortsetzen zu können“, heißt es in dem Antrag. Deshalb verlangen die Kläger, dass das Gericht die Anwendung des Reglements weltweit oder zumindest für den EU-Raum untersagt und die Fifa verpflichtet wird, jede internationale Transferbescheinigung innerhalb von 24 Stunden auszustellen.

„Wir sind froh, wenn die Fifa endlich Fakten schafft. Dann können weltweit endlich alle Spieler vom Bosman-Urteil profitieren und sind nach Ende eines Vertrages frei“, sagte VdV-Mann Thomann.