Uni-Rektoren drohen mit Straßenkampf

Hochschulrektoren fordern mehr Geld für Juniorprofessoren und Leistungsprämien für Professoren. Länder sollen Extrafonds einrichten

BERLIN taz ■ Das von den WissenschaftsministerInnen angestrebte völlig neuartige Dienstrecht für Professoren hat einen weiteren möglichen Gegner: die Uni-Rektoren. Die Vorsitzenden der 257 deutschen Hochschulen haben gestern deutlich gemacht, dass das Jahrhundertprojekt keinesfalls ihre „bedingungslose Zustimmung“ erwarten könne. Die Dienstrechtsrefom brauche mehr Geld, sagte der Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Klaus Landfried. Immerhin sei es das „zentrale Investitionsprojekt der Republik und ihrer Teilrepubliken“.

Die Rektoren sind sicher, dass die geplante Verjüngung und leistungsabhängige Bezahlung (zwischen 9.000 und 10.500 Mark) der Lehrenden nur dann funktioniert, wenn die einzelnen Länder dafür Extramittel bereitstellen. Auf ihrer gestrigen Tagung in Berlin forderte die HRK daher eine „verbindliche Erklärung der Länder“, das nötige Geld in eigenen Dienstrechts-Fonds verfügbar zu machen. Diese sollten eine zweistellige Millionenhöhe erreichen. Niedersachsen etwa müsste demnach rund 30 Millionen Mark für das neue Dienstrecht locker machen. Die Rektoren, so betonte der HRK-Vorsitzende Landfried, seien zwar in ihrer „überwältigenden Mehrheit“ dafür, junge Promovierte schon mit 30 Jahren zu so genannten Juniorprofessoren zu ernennen. Sie stimmten auch der Bezahlung nach Leistung zu, die ab dem kommenden Jahr erfolgen soll. Aber der durch die Leistungsprämien erhoffte Wettbewerb um Professoren benachteilige viele Hochschulen – diejenigen nämlich, denen aus strukturellen Gründen das Geld für die neuen Leistungszulagen abgeht. Diese Hochschulen seien auf Dienstrechts-Fonds angewiesen.

Den Uni-Chefs scheint es wirklich ernst zu sein mit ihrer Forderung. Seine Rektorenkollegen könnten sich mit Reformgegnern verbünden, drohte HRK-Chef Landfried – und gegen die schlecht finanzierte Umgestaltung der Professorengehälter auf die Straße gehen. Tatsächlich hätte das wichtigste hochschulpolitische Projekt der Bundesregierung dann innerhalb der Hochschulen keine Freunde mehr: Die Standesvertretung der Professoren (Hochschulverband), der Repräsentanten der Fachbereiche (Fakultätentag) und nun auch noch die Chefs der Hochschulen wären dann gegen die Reform, die das 200 Jahre alte Dienstrecht für Professoren runderneuern soll. Auch die Nachwuchswissenschaftler sind nicht glücklich mit dem Reformgesetz, das Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) in diesem Jahr durch den Bundestag bringen will.

Benachteiligte Hochschulen, so die HRK, seien kleine Fachhochschulen, junge Hochschulen, bei denen nur wenige gut bezahlte Professoren zur Pension anstehen – und vor allem die Hochschulen im Osten des Landes. CHRISTIAN FÜLLER